Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

arcAKTUELL 2.2015 - Städte und Dörfer

Mathematisch berechnete Glasfasernetze reduzieren im Landkreis Steinburg signifikant die Kosten für den Breitbandausbau Die Stadtwerke Neumünster (SWN) und atesio haben gemeinsam eine Strategie entwickelt, mit der im Landkreis Steinburg nahezu eine Voll- versorgung aller Wohn- und Gewerbeeinheiten erreicht werden kann – kostenoptimiert durch mathematische Optimierung der Trassenverläufe. Bürgermeister und Landräte müssen organisieren, dass ihre Bürger jetzt und in Zukunft eine hinreichend schnelle Internetverbindung erhalten, also 50 Mbit/s, 100 Mbit/s und bald noch deutlich mehr. Dies lässt sich nur durch einen nahezu flächendeckenden Glasfaserausbau erreichen – genau wie vor gut 100 Jahren, als Infrastrukturen für Strom und Wasser errichtet werden mussten. Für den Landkreis Steinburg und den dort gegründeten Zweckverband Steinburg bauen, pachten und betreiben die SWN in den nächsten Jah- ren ein solches Glasfasernetz. Die Aufgabenstellung: identifiziere die minimalen Investitionen für die Anbindung von 95, 96, 97 Prozent … aller Bürger für vier Ämter des Land- kreises Steinburg, um auf dieser Basis im Dialog fundiert entscheiden zu können, wie viele und welche Gebäude wirtschaftlich sinnvoll an ein zukünftiges Glasfasernetz angebunden werden. Alle Bürger eines Landkreises zu versorgen heißt schnell 1.000 Kilometer und mehr Tiefbau. Unter der optimistischen Annahme, dass der durch- schnittliche Tiefbaumeter – einschließlich Kabel- und Rohrinstallationen sowie Planungskosten – zu 50 Euro realisiert werden kann, wird daher schnell klar, dass eine Reduktion des Tiefbaus zu einer Kostenreduktion von mehreren Millionen Euro führt. Bereits die Senkung um einen Pro- zentpunkt bedeutet eine Kostenreduktion von 500.000 Euro. Die sinnvolle Reduktion der Tiefbaumeter ist also der Erfolgsfaktor Num- mer 1. Bei genauer Betrachtung, wie sich die Gebäude im Landkreis geografisch verteilen, ist allen Beteiligten schnell klar, dass es wirtschaft- lich nicht darstellbar sein wird, wenn wirklich 100 Prozent aller Gebäude mit Glasfaser erschlossen werden müssen. Die zentrale Frage ist also: Wie organisiert man es, dass nur möglichst wenige Gebäude mit alter- nativen Technologien – wie Mobilfunk (LTE) – versorgt werden und der Rest tatsächlich eine Glaserfaseranbindung bekommt. In der initialen Projektphase wurden die zur Planung notwendigen Grunddaten erhoben. Dazu gehören beispielsweise georeferenzierte Adressen, Straßendaten, nutzbare Leerrohre und differenzierte Kosten für den Tiefbau entlang von Straßen. Das Vorgehen bestand aus drei wesentlichen Schritten: 1. Festlegung von Planungsszenarien inklusive Anpassung der Datengrundlage 2. Berechnung kostenoptimierter Netzpläne für alle Szenarien 3. Analyse der Auswirkungen auf den Business Case Wesentlich für den Erfolg des Projekts war die Berechnung und Ana­ lyse von Netzplänen für viele unterschiedliche Szenarien. Dabei kamen moderne, mathematische Optimierungsmethoden von atesio zum Ein- satz, mit denen u. a. bei der Deutschen Telekom und der Swisscom täg- lich Dutzende von Planern die zukünftigen Breitbandinfrastrukturen ih- rer Länder planen und optimieren. Mit diesen Methoden wurden für zahlreiche Ausbauszenarien kostenoptimierte Netzstrukturen ermittelt. Für jedes Szenario wurde automatisiert ein kostenoptimierter Netzplan und eine Analyse der zu erwartenden Investitionskosten erstellt. Die Auswertung der Netzszenarien hat aufgezeigt: Gegenüber einem Voll- ausbau können Kostenreduktionen für den Tiefbau von 30 Prozent und mehr identifiziert werden und dabei dennoch fast alle Bürger plane- risch an das zukünftige Glasfasernetz angebunden werden (» Abbildung). Der Nutzen für alle Beteiligten – die Bürger, den Zweckverband und die Stadtwerke Neumünster – ist vielschichtig. Die Berechnung mathema- tisch optimierter Ausbauszenarien mit konkreten Netzplänen und Kos- tenkalkulationen hat dafür gesorgt, dass: • mehr Bürger als ursprünglich erwartet ans Netz gebracht werden können, • die Kosten dabei signifikant reduziert wurden, • die politische Diskussion versachlicht werden konnte, • das Risiko eines Scheiterns des Gesamtprojekts deutlich reduziert wurde. Durch die Erfahrungen aus Projekten wie diesem ist die Idee entstan- den, dem Planer direkt die Möglichkeit zu geben, selbst einfach und schnell per Web-GIS kostenoptimierte Netzstrukturen für verschiedene Ausbauszenarien zu berechnen. Fast@Home – eine Kooperation zwischen atesio und Esri Deutschland ist entstanden. Die Integration ­eines auf ArcGIS basierenden Tools mit modernen mathematischen Op- timierungsmethoden kann wesentliche Beiträge leisten, wenn es darum geht, die zukünftige Versorgung aller Bürger mit 50 Mbit/s, 100 Mbit/s  … kostengünstig zu gestalten. atesio GmbH Dr. Roland Wessäly www.atesio.de ++ Kostensenkungspotenzial bei Versorgungsgrad 100 % und 97 % s c h w e r p u n k t 23

Seitenübersicht