Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

arcAKTUELL 4.2014 - Bis ans Ende der Welt

Berufe in der Geoinformationstechnologie – Perspektiven für Geomatiker/-innen Die duale Berufsausbildung gehört zu den Vorzügen, um die uns Europa – neben dem Weltmeistertitel – beneidet. Sie sorgt für eine geringe ­Jugendarbeitslosigkeit und sichert den Nachwuchs an Facharbeitern. Sie ist aber auch kostenintensiv und nur durch ein hohes gesellschaft­ liches Engagement zu leisten. Damit Berufe den aktuellen Bedürfnissen von Wirtschaft und Gesell- schaft entsprechen, stehen Berufsbilder ständig auf dem Prüfstand. In den Jahren 2010 und 2011 sind in Deutschland 26 Berufe neu geordnet worden; die Berufe der Geoinformationstechnologie gehörten dazu. Was 1938 als Kartolithograf begonnen hatte, entwickelte sich erfolg- reich weiter. Bezeichnungen wie Landkartentechniker und Kartograf ge- hören heute zur Geschichte. Der neu geordnete Beruf erhielt 2010 den Titel Geomatiker/-in. Die neue Bezeichnung deutet so ein wesentlich pro- zessorientierteres Arbeiten an. Außerdem gibt es den Beruf Assistent/-in für Geovisua­lisierung, für den schon seit 2003 ein vollschulischer staat- licher Ausbildungsgang existiert, der wesentliche Bereiche der Geo- matik beinhaltet. Der Vergleich der Ausbildungszahlen zeigt: 2005 gab es 50 Auszubil- dende für Kartografie im ersten Lehrjahr, 2014 werden rund 100 jun- ge Menschen, also doppelt so viele, eine Ausbildung zum Geomatiker beginnen – gemeinsam mit 25 Assistenten eine kleine Gruppe mit gu- ten Berufsperspektiven. In diesem Sommer hat die zweite Generation der Auszubildenden ihre Abschlussprüfungen erfolgreich absolviert. Ein Teil der Prüfung besteht aus einem betrieblichen Auftrag. Aus allen Bereichen der Datenauf­ nahme, des Datenmanagements und der Datenvisualisierung wurden Prüfungsthemen vorgeschlagen. Fast schon selbstverständlich war die Bearbeitung der Themen mit unterschiedlichen GIS-Lösungen. So wird schon in den Abschlussprüfungen deutlich, wie in der Branche ­heute Geld verdient wird. GIS gehört zu den Leittechnologien in der Ausbil- dung und der Ausübung des Berufs. Geomatiker werden speziell durch diese Kenntnisse zu gut am Markt positionierbaren Facharbeitern. Außerdem können zwei Phänomene beobachtet werden. Dieser Beruf wird immer komplexer und anspruchsvoller, er steuert auf eine Akademi- sierung zu. Viele Auszubildende sind mit der Hochschulreife in die Ausbil- dung gestartet. Sie planen für die Zeit nach dem Abschluss der Berufsaus- bildung ein weiterführendes Studium. Ähnlich ist es bei den Assistenten für Geovisualisierung, die nach dem Erwerb der Doppelqualifikation zu rund einem Drittel an eine Hochschule gehen und dort zum Beispiel Kar- tografie und Geomedien studieren. Damit wird die hohe Komplexität des Fachs, aber auch die zunehmende Spezialisierung innerhalb des Be- rufsbilds deutlich. Diese Spezialisierung war eines der Probleme, die viele Unternehmen für die Ausbildung gesehen hatten. Da die Ausbildungs- ordnung sehr unterschiedliche Bereiche umfasst, befürchtete man, nicht alle Ausbildungsinhalte abbilden zu können. Hier hat man an der Ernst- Litfaß-Schule, dem Oberstufenzentrum Druck- und Medientechnik in Berlin, reagiert und eine modularisierte Verbundausbildung angebo- ten. In zwei- bis dreitägigen Kursen werden Themen wie die Generie- rung von 3D-Modellen, Fernerkundung, Infografiken, Datenvisualisie- rung und natürlich GIS angeboten, was von den Ausbildungsbetrieben in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gern angenom- men wird. Im letzten Jahr waren die Kurse alle ausgebucht. Ein zweites Phänomen zeigt den Entwicklungsbedarf innerhalb des ­neuen Berufs: Bei der grafischen Qualität gibt es noch viel Luft nach oben. Noch längst nicht werden in den Prüfungsarbeiten alle grafischen Möglichkeiten von GIS und auch von weiterführenden Gestaltungspro- grammen ausgenutzt. Dabei geht es weniger um ästhetische Ansprüche und das Gestalten von „schönen Karten“, sondern ganz konkret um ein funktio­nales Informationsdesign, um die vielen Informationen optimal lesbar und erfassbar darzustellen. In Verbindung mit der Entwicklung neuer Technologien, zum Beispiel zur mobilen Anwendung von Karten und Geoinformationen, werden optimale Gestaltungslösungen ge- braucht. Hier zeigt sich sowohl ein Entwicklungsbedarf als auch die Her- ausforderung an die Branche und ebenso an die jungen Menschen, die in diesem spannenden und Erfolg versprechenden Berufsfeld Karriere ma- chen möchten. Ernst-Litfaß-Schule Dirk Zellmer, Lehrer für Kartografie, Druck- und Medientechnik www.ernst-litfass-schule.de ++ 42 bi l d u ng u nd forsch u ng

Seitenübersicht