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arcAKTUELL 4.2014 - Bis ans Ende der Welt

2010 war der Begriff „Open Data“ in der Schweiz noch praktisch unbe- kannt. Nur ein kleine Gruppe Unentwegter, vornehmlich aus Open-Source-, OpenStreetMap-, Wikipedia- und Creative-Commons-Kreisen, interes- sierte sich für die offene Zugänglichkeit und freie Nutzung von Daten. Seither hat sich einiges getan. Im Herbst 2013 starteten verschiedene Bundesämter und der Kanton Zürich ein Pilotportal für die Publikation offener Behördendaten, im April 2014 verabschiedete der Bundesrat eine Open-Government-Data-Strategie Schweiz für die Jahre 2014 bis 20181 und beauftragte das Schweizerische Bundesarchiv mit ihrer Um- setzung und im Juni 2014 bewilligte die Rektorenkonferenz der Schwei- zer Universitäten im Rahmen des Programms „Wissenschaftliche Infor- mation: Zugang, Verarbeitung und Speicherung“ die Entwicklung einer Plattform für die Publikation offen zugänglicher Forschungsdaten in der Schweiz2. Auch die zivilgesellschaftliche Open-Data-Bewegung hat sich seit 2010 in der Schweiz stark entwickelt und mit zahlreichen Hackathons, Konferenzen und politischen Vorstössen von sich reden gemacht.3 An- lässlich der Open Knowledge Conference, die der Verein Opendata.ch als Swiss Chapter der Open Knowledge Foundation in enger Zusammenar- beit mit der Bundesverwaltung im September 2013 durchführte, kamen gegen 1000 Open-Data-Aktivisten aus über 50 Ländern nach Genf. Spä- testens seit diesem internationalen Grossanlass ist die Schweiz auf der globalen Open-Data-Landkarte kein weisser Fleck mehr. Auf internationaler Ebene entwickelt sich die Open-Data-Bewegung po- litisch und wirtschaftlich in rasantem Tempo. Im Juni 2013 verabschiede- ten die Regierungschefs der G8 eine Open Data Charter und bekannten sich zum Prinzip, Behördendaten in ihren Ländern grundsätzlich offen zu- gänglich und frei nutzbar zu machen: „Open Data by Default“.4 Die G8- Länder bekräftigen mit dieser Charter, dass sich die Welt mitten in einer globalen Datenrevolution befindet und Open Data eine Grundvoraus- setzung darstellen, um diese Entwicklung zu positiven Ergebnissen zu führen: „The world is witnessing the growth of a global movement faci- litated by technology and social media and fuelled by information – one that contains enormous potential to create more accountable, effi­cient, responsive, and effective governments and businesses, and to spur eco- nomic growth.“5 Die internationale Beratungsunternehmung McKinsey publizierte im Oktober 2013 den Report „Open data: Unlocking inno- vation and performance with liquid information“ und prognostizierte in diesem Rahmen ein jährliches wirtschaftliches Potenzial in der Höhe von drei Billionen US-Dollar.6 Um diese enormen wirtschaftlichen Erwartun- gen gegenüber Open Data zu konkretisieren, startete die US-Regierung in Zusammenarbeit mit der New York University und der Knight Founda­ tion das Programm „Open Data 500“, um diejenigen US-Unternehmen zu identifizieren und zu portraitieren, die Open Data bereits erfolgreich für ihre Geschäftszwecke einsetzen.7 Um Open-Data-orientierten Start-up- Unternehmen auf die Sprünge zu helfen, gründete die britische Regie- rung das Open Data Institute unter der Leitung von Sir Tim Berners-Lee (Begründer des World Wide Web) und finanziert es mit zehn Millionen britischen Pfund.8 Die Europäische Kommission publizierte, last but not least, im Juli 2014 eine Mitteilung unter dem Titel „Für eine florierende datengesteuerte Wirtschaft“, welche die Politik der offenen Daten als prioritäre Voraussetzung für diese Entwicklung nennt.9 Am 13. Oktober 2014 gab die Kommission bekannt, dass sie Anfang 2015 eine Partner- schaft mit der europäischen Datenindus­trie mit einem Investitionsvolu- men von 2,5 Milliarden Euro starten will.10 Die Schweiz steht in der Entwicklung ihrer Datenwirtschaft noch ganz am Anfang. Das Open-Government-Data-Portal der Verwaltung, die OGD- Strategie des Bundesrates und die Open-Research-Data-Plattform der Forschungsinstitutionen sind erste gute Ansätze, genügen aber nicht. Der Bundesrat hat in der OGD-Strategie Schweiz seine Absicht bekräf- tigt, „durch OGD (…) die führende Stellung der Schweiz in der globa- len Informationswirtschaft (zu) stärken“. Damit diese Vision Realität wird und die Schweiz die Datenrevolution nicht verschläft, sind mutige Mass- nahmen erforderlich. Sie bestehen insbesondere in der Beseitigung der zahlreichen rechtlichen, administrativen und technischen Barrieren, die dem offenen Zugang zu Behördendaten und ihrer freien Nutzung ent- gegenstehen. Die Teilrevision des Bundesgesetzes über die Meteoro- logie und Klimatologie (MetG), die den gebührenfreien Zugang zu me- teorologischen und klimatologischen Daten vorsieht, ist dazu ein gutes Beispiel, dem weitere folgen sollten.11 Der gebührenfreie Zugang zu Geodaten ist eine Grundvoraussetzung, damit sich die Datenwirtschaft in der Schweiz erfolgreich entwickeln kann und sich zum Beispiel die Vision „Bis ans Ende der Welt: GIS on- und offline an den entlegensten Orten“ ohne Hindernisse verwirklichen lässt. itopia ag – corporate information technology André Golliez www.itopia.ch 1 http://www.admin.ch/opc/de/federal-gazette/2014/3493.pdf 2 http://openresearchdata.ch/ 3 www.opendata.ch und http://make.opendata.ch/ 4 https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/207772/ Open_Data_Charter.pdf, Punkt 8, Seite 2 5 Ebenda, Seite 1 6 http://www.mckinsey.com/insights/business_technology/open_data_unlocking_innovation_ and_performance_with_liquid_information 7 http://www.opendata500.com/us/ 8 http://theodi.org/ 9 http://ec.europa.eu/transparency/regdoc/rep/1/2014/DE/1-2014-442-DE-F1-1.Pdf, Seite 9ff. 10 http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-1129_de.htm 11 http://www.admin.ch/ch/d/gg/pc/documents/2433/MetG-OGD_Erl.-Bericht_de.pdf ++ Behördendaten offen zugänglich und frei nutzbar s c h w e r p u n k t 23

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