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arcAKTUELL 4.2012 - Raumbezogene Aspekte gesellschaftlicher Fragen

S C H W E R P U N K T 21 7. Partizipation alten Stils wird allmählich transformiert in einen Blog- ging-Kontext, der sich als netzwerkartige Gruppenaktivität von sozi- alen Milieus im Internet darbietet, wobei Planer-„Experten“ als „blog- ger inter pares“ und Koordinatoren von „open contents“ in Erscheinung treten. 8. Langfristig projektive und proaktive Planung wird zunehmend abge- löst durch Echtzeitplanung oder „instant planning“, weil sich die so- ziale Dynamik der Netzwerkgesellschaft aus dem unmittelbaren Wir- ken von Aktivitäten begründet. 9. Deduktives Planen findet eine methodische Ergänzung durch induk- tives Planen, das Ausdruck von Crowdsourcing-Prozessen im Bot- tom-up-Modus ist. 10. Um Datenbesitz- und Urheberrechte wird auch in der räumlichen Planung ein lange währender Kampf stattfinden, wenn nicht von vornherein den Prinzipien von Datenallmende („open data“) und in- formationeller Waffengleichheit Geltung verschafft wird, ohne die sich eine wirkliche Teilhabe (Partizipation) am urbanen Handeln als hohles Gerede im Top-down-Gestus erweisen würde. Zweifellos wird die Netzwerkgesellschaft ein intensives Nachdenken über eine neue Art von Stadtplanung erforderlich machen. Die Stadt- planer werden ein neues Rollenverständnis definieren müssen, das sich in die internetaffinen gesellschaftlichen Transformationen einfügt. Man darf davon ausgehen, dass sich die künftige Rolle von Stadt- und Raum- planern auf neue Handlungsfelder verlagern und zu einer veränderten Typologie führen wird. Stadt- und Raumplaner werden zukünftig in fol- genden Funktionen in Erscheinung treten: · Als Sachverständige für die Handlungsdomäne der Raum- und Stadtplanung ganz generell · Als „Notare“ und „Anwälte“ für raum- und stadtplanungsbezogene Informationen im Sinne von Funktionsträgern, die die Adäquatheit und Richtigkeit von raumrelevanten Informationen zu bestimmten Sachverhalten quasi „autorisieren“ · Als Akteure in sozialen Netzwerken im Web 2.0 zur Strukturierung von städtebaulichen und raumbezogenen Themen beispielsweise in Weblogs · Als Impulsgeber bei der Konzeption und dem Entwurf von Plänen und Planalternativen in internetgerechter Aufbereitung · Als fachlich versierte Personen für die Handhabung der Komplexität urbaner Systeme und Prozesse durch Zurverfügungstellung der entsprechenden „Tools“ und Applikationen in Internetauftritten Die Stadtplanung wird methodisch wie inhaltlich eine technisch-soziale Revolution erleben, die allerdings in ihrer Bottom-up-Struktur von völ- lig anderem Format sein wird als die sich auf Experten stützenden tech- nokratischen Anwandlungen des Industriezeitalters. Es kommen aufre- gende, spannende Zeiten auf uns zu, zu deren Mitgestaltung wir uns alle aufgerufen fühlen und in die wir uns einbinden lassen sollten. Technische Universität Kaiserslautern Fachgebiet Computergestützte Planungs- und Entwurfsmethoden in Raumplanung und Architektur (CPE) Prof. Dr.-Ing. Bernd Streich www.uni-kl.de ++

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