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arcAKTUELL 4.2012 - Raumbezogene Aspekte gesellschaftlicher Fragen

S C H W E R P U N K T20 Die Stadtplanung in ihrer heutigen Form ist eine Erfindung des 19. Jahr- hunderts. Sie ist aufs Engste verbunden mit den Bedingungen und Be- dürfnissen der sich entfaltenden Industriegesellschaft. Für urbane Räu- me wurden Konzepte und Methoden entwickelt sowie Institutionen geschaffen, die dazu dienten, die ständig wachsenden und von indus- triellem Wirtschaften geprägten Siedlungsstrukturen räumlich zu orga- nisieren. Diese Epoche des Zergliederns, des Separierens und des Auf- teilens hat der Stadtplanung ihren Stempel aufgedrückt. Das Zeitalter der Industriegesellschaft neigt sich nun seinem Ende zu und wird allmählich überformt durch eine Art Netzwerkgesellschaft (Ma- nuel Castells, Yochai Benkler), in der sich Wissen als die wesentliche ökonomische Ressource konstituiert und deren prägendes Merkmal die immer neu sich strukturierenden relationalen Funktionalitäten sind. Es stellt sich dabei die Frage, ob und inwieweit die neue Epoche zu einer neuen Stadtplanung führt oder ob wir nicht gar einen völlig anderen Denkansatz für die Stadtplanung in der Netzwerkgesellschaft benötigen. Andere Fachdisziplinen haben so manchen tiefgreifenden Paradigmen- wechsel bereits vollzogen. In der Stadtplanung hat – trotz enormer Aus- differenzierung und Erweiterung des Handlungsspektrums – eine grundlegende Veränderung des urbanen Handelns, bei der die neuen gesellschaftlichen Phänomene im Kontext der Netzwerk- und der Wis- sensgesellschaft adäquat Berücksichtigung gefunden hätten, bislang nicht stattgefunden. Die neuen Rahmenbedingungen der Netzwerk- und Wissensgesell- schaft werden nicht ohne Auswirkungen auf die Stadtplanung bleiben: Ihre Inhalte und Methoden werden sich ebenso verändern wie ihre Or- ganisation und Institutionen. In zehn Punkten und einigen anschließen- den Bemerkungen zur künftigen „Rolle von Stadtplanern“ seien die we- sentlichsten Veränderungen skizziert. 1. Soziale Netzwerktechnologien treffen auf soziale Kommunikations- bedürfnisse, aus deren Kombination die Netzwerkgesellschaft ent- steht. Sie sind die treibenden Kräfte einer von Informationsaustausch und ubiquitärem Wissen geprägten Gesellschaftsform. Stadtplanung in der Netzwerk- oder Wissensgesellschaft wird diesem Trend Rech- nung tragen müssen. 2. Von jedermann bedienbare smarte Technologien werden das Metho- denrepertoire für die Stadtplanung stark erweitern und zu einer Art individualisierter und in sozialen Gruppen sich abspielender Do-it- yourself-Stadtplanung führen. 3. Das Bottom-up-Prinzip wird das Top-down-Schema in der Stadtpla- nung alten Stils langsam ablösen und im Idealfall zu einem neuen Verständnis in Richtung eines „horizontalen Planungshandelns“ führen. 4. Paternalistisch geprägte Stadtplanung wird der Vergangenheit ange- hören, wobei Experten der Stadtplanung weiterhin wichtige Aufga- ben erfüllen werden, die allerdings ein neues Rollenverständnis für ihre Tätigkeit aufbringen müssen. 5. Die problembezogene Stadtplanung wird künftig durch eine Art „tag-cloud driven planning“ über soziale Netzwerke im Internet er- gänzt und auf lange Sicht vielleicht sogar abgelöst. 6. Feste Organisationsstrukturen und Institutionen der Stadtplanung wer- den zunehmend durch „liquid institutions“ unterlaufen und ersetzt. Stadtplanung in der NETZWERKGESELLSCHAFT

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