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arcAKTUELL 3.2013: Karten erzählen Geschichten

s c h w e r p u n k t20 Mehr Raum für die flüsse Entlang des begradigten und eingedeichten niederrheinischen Flusses Niers waren Renaturierungsmaßnahmen zu erarbeiten, von denen die Gewässerökologie profitieren kann und mit denen die Hochwasserge- fahr sinkt. Menschen prägen eine Flusslandschaft In großzügigen Mäanderbögen durchfloss die Niers ursprünglich das niederrheinische Flachland. Bereits im Mittelalter begannen die dort siedelnden Menschen, den Lauf nach und nach an den Talrand zu ver- legen, um Fallhöhe für Wasserräder zu gewinnen. Der gewonnene Vorteil erwies sich im Hochwasserfall als problema- tisch: Das Wasser strömte dann dem Taltief zu und vernässte dauerhaft die dort liegenden Flächen. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert verschärfte die Lage zusätzlich durch die Einleitung von Abwasser und Schlamm. Kurzfristige Abhilfe schaffte der Niersverband in den 1920er Jahren. Er verlegte den Fluss allerdings stark begradigt und eingedeicht wieder zurück ins Taltiefste und begann, das Abwasser zu reinigen. Auch diese Schritte stellten keine nachhaltige Lösung dar. Obwohl die chemische Gewässergüte sich ständig verbesserte, nahm die Artenviel- falt aufgrund der gestörten Gewässermorphologie stetig ab. Als beson- ders großer Störfaktor erwies sich die hohe Fließgeschwindigkeit. Die dadurch entstehenden hohen Schubspannungen an der Gewässersohle verhinderten ihre Besiedlung durch sessile Lebewesen und hielten Fi- sche davon ab, zu ihren Laichplätzen zu wandern. In den 1990er Jahren begann der streckenweise naturnahe Rückbau der Niers. Die Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerqualität finden in der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie und des aktuellen Masterplans Niers ihre Fortsetzung. Erste Erfolge zeigen sich bereits. Die Geschichte des Flusses ist in Karten ablesbar Die beschriebenen Stadien der Gewässerveränderung lassen sich im digitalen Höhenmodell (DGM) deutlich erkennen. Besonders der ursprüngliche mäandrierende Gewässerlauf hat sich dem Boden durch Vertiefungen eingeprägt. Auch von Hochwasser überflutete Flächen und das im Mittelalter angelegte Flussbett sind ablesbar. Die Karte zeigt auch auf, welche Flächen durch anthropogene Nutzungen dem Gewässer nicht mehr zur Verfügung stehen. Für diese Bereiche besteht naturgemäß ein erhöhtes Überschwemmungsrisiko. Geeignete Flächen identifizieren Das Unternehmen Hydrotec erhielt 2013 den Auftrag, entlang eines 3,7 Kilometer langen Abschnitts der Niers Renaturierungsmaßnahmen zu erarbeiten und Flächen zu identifizieren, die dem Gewässer wieder als Durchströmungsfläche und Aue dienen können. Durch Aufweitun- gen und die Schaffung von Sekundärarmen sollen Hochwasserspitzen abgefangen und die Fließgeschwindigkeit im Gewässer reduziert werden. Zunächst war zu klären, welche Flächen grundsätzlich zur Verfügung ste- hen. Dazu wurden in ArcGIS for Desktop Daten zu verschiedenen The- men wie öffentliche Flächen, Naturschutzgebiete, FFH-Gebiete, Ver- kehrstraßen, bebaute oder landwirtschaftlich genutzte Flächen ausge- wertet. Als Datengrundlage dienten Luftbilder und Landnutzungskarten. Orientierung am historischen Verlauf Um in den restriktionsfreien Flächen potenziell geeignete Bereiche fest- zulegen, nutzten wir ein aus Laserscan-Daten erstelltes DGM des Ge- biets mit hoher Auflösung (Punktabstand ein  Meter). Die historischen

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