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arcAKTUELL 3.2013: Karten erzählen Geschichten

s c h w e r p u n k t 15 Das Wasserschloss der Schweiz liegt mitten im Kanton Aargau, wo sich die Flüsse Aare, Reuss und Limmat vereinen. Hier fliesst auf einer Fläche von 172 Hektar eine Wassermenge aus einem Gebiet von 18‘000 Qua- dratkilometern zusammen, was 40 Prozent der Schweizer Landes­fläche entspricht. Die drei Flüsse bringen zusammen im Durchschnitt 555 Ku- bikmeter Wasser pro Sekunde und können bei Hochwasser die dreifa- che Menge führen. Die Gewässer haben vielfältige und wichtige Funktionen zu erfüllen. Sie transportieren Wasser und Geschiebe, bilden und vernetzen Lebens- räume, bauen Schad- und Nährstoffe ab und sind nicht zuletzt attraktive Erholungsräume für uns Menschen. Gleichzeitig bergen sie aber auch zerstörerische Kräfte. Bei Hochwasser treten sie über die Ufer und über- schwemmen weite Landwirtschaftsgebiete in Flussnähe, wie beim Hoch­ wasser 2005 (» Abbildung 2). Die nahe gelegenen Siedlungsgebiete wer- den hingegen nur selten in Mitleidenschaft gezogen. Seit je prägte die Dynamik der Gewässer die Landschaft des Wasser- schlosses. Die historischen Karten (Michaeliskarte von 1837 bis 1843, Siegfriedkarten von 1880 und 1940 (» Abbildung 3, 4 und 5) zeigen deutlich, wie sich die Flussläufe mit der Zeit veränderten und Inseln neu entstan- den oder verschwanden. Sie stellen aber auch dar, wie sich die Siedlungsgeschichte der Men- schen abhängig von der Naturgewalt Wasser entwickelte: Bis heute sind die meisten Hochwasserrisikogebiete unbewohnt geblieben. Ein- zig die Industrie riskierte die Nähe zum Wasser und profitierte so von seiner Energie: Während der Frühindustrialisierung im 19. Jahrhundert nutzten Textilfabriken, Kraftwerke und die Metall- und Maschinenindus- trie erfolgreich die Wasserkraft. Wichtige Verbindungsstrassen wurden abseits der Gewässer in sicherer Höhe gebaut und Brücken nur dort, wo die Flussläufe schmal und stabil blieben oder wo ein solider Dammbau für die nötige Sicherheit sorgte. Auch die Flurnamensgebung wurde durch die landschaftlichen Eigenheiten geprägt: Zwischen Brugg und Lauffohr erhielten gleich drei Weiler die Bezeichnung „Au“. Und auch heute noch sind diese namentlichen Spuren in den Ortsbezeichnungen verankert: Die Obere Au ist unterdessen zu einem weitläufigen Sied- lungsgebiet „Au“ angewachsen; auch den Auhof gibt es mit derselben Bezeichnung heute noch. Das weiträumige, bei Hochwasser häufig überschwemmte Landwirtschaftsgebiet trägt heute den Namen „Au­ feld“, abgeleitet von „Auhof Feld“, wie es in der Siegfriedkarte von 1880 noch verzeichnet ist. Trotz weitreichendem Einfluss des Menschen wurden bis heute im un- mittelbaren Bereich des Zusammenflusses der drei Flüsse weder grössere Korrekturen noch Verbauungen vorgenommen. Das Natur- denkmal ist daher weitgehend in seiner ursprünglichen Form und Ausbildung erhalten geblieben. Heute ist die einzigartige Landschaft eine Aue von nationaler Bedeutung, die durch Dekrete geschützt wird. Sie bewahren den biologischen und landschaftlichen Reichtum und geben der charakteristischen Flusslandschaft Raum für Dynamik: Veränderungen an den Ufern und Inseln, Verlandung und Abtragung, Überschwemmung der Wiesen und Wälder sind erwünscht. Dadurch wird die auentypische Tier- und Pflanzenwelt erhalten und gefördert. Die bestehenden Überflutungsgebiete sind auch wichtig für die Sicher- heit des Siedlungsraums. Sie dienen dem Hochwasserrückhalt oder als zusätzliche Abflusskorridore, wenn das Wasser einmal über die Ufer der Flüsse getreten ist. Solche Gebiete werden planerisch geschützt und von weiterer Bebauung freigehalten, damit sie ihren Zweck auch zu- künftig erfüllen können. Massgebendes Instrument zur Erkennung und Beurteilung von Gefahrensituationen ist die Gefahrenkarte Hochwasser. Sie zeigt auf, welche Gebiete in welchem Mass von Überschwemmun- gen gefährdet sind (» Abbildung 1). Rechtlich nimmt sie den Stellenwert eines behördlich überprüften Gutachtens ein, das im Hinblick auf sämt- liche raumwirksamen Tätigkeiten erstellt worden ist. Zu diesen Tätigkei- ten gehören insbesondere die Nutzungsplanungen und die Verfügun- gen im Baubewilligungsverfahren. Vor diesem Hintergrund werden in diesem Gebiet Mensch und Natur weiterhin mit einem notwendigen Sicherheitsabstand miteinander leben. Nur so lassen sich die Gefahren eines Hochwassers für den Menschen und seinen Siedlungsraum minimieren. Kanton Aargau Sophie Lambelet https://www.ag.ch/media/kanton_aargau/bvu/dokumente_2/umwelt__natur___landschaft/ naturschutz_1/auenschutz_1/wasserschloss.pdf http://de.wikipedia.org/wiki/Wasserschloss_der_Schweiz http://www.regionbrugg.ch/de/natur-wein/natur/wasserschloss.html https://www.ag.ch/de/bvu/umwelt_natur_landschaft/hochwasserschutz/gefahrenkarte_ hochwasser/gefahrenkarte_hochwasser_1.jsp ++ Abbildung 5: Siegfriedkarte 1940Abbildung 3: Michaeliskarte 1837 – 1843 Abbildung 4: Siegfriedkarte 1880

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