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arcAKTUELL 3.2013: Karten erzählen Geschichten

s c h w e r p u n k t 19 Verborgenes sichtbar machen stand daher im Fokus der Aufgabe. Die Einsatzdaten der Berliner Feuerwehr wurden dafür statistisch ausgewer- tet, auf Flächeneinheiten normiert und kartografisch präsentiert. Ausgangpunkt war in einem ersten Schritt die Übernahme der circa 500.000 Alarmierungsdaten pro Jahr aus der Leitstellendatenbank, die neben vielen weiteren Kennzeichen auch das maßgebende Attribut zur Einhaltung der Hilfsfrist enthalten. In einem zweiten Schritt wurden diese Daten mittels vielfältiger Prüfroutinen plausibilisiert, um sie dann als Punktdaten in ArcGIS übernehmen zu können. Dazu besitzt jede Alar- mierung einen Einsatzort, der bereits geokodiert übernommen werden konnte. Für die Flächennormierung dieser umfangreichen Punktdaten- menge wurden die Berliner Ortsteile herangezogen und es wurde ein ein Kilometer mal ein Kilometer großes Raster gebildet. Darüber hi- naus sind weitere Normierungen (wie ein 100-mal-100-Meter-Raster, Bezirke, Landnutzungsflächen und vieles mehr) vorgesehen. Auf diese Flächen wurden weitere Informationen wie die Bevölkerungszahlen, Nutzung und feuerwehrspezifische Standortinformationen übertragen. Auf einen Blick kann nun anhand der Karten ortsteil- oder rasterbezo- gen dargestellt und analysiert werden, inwieweit jeweils räumlich kon- kret die Hilfsfristen eingehalten wurden. Darüber hinaus sind weitere Auswertungen zum Einsatzverhalten möglich. Die Korrelationen zwi- schen Lagebezug, Bevölkerungsverteilung und Einsatzverhalten er- schließen sich dem Betrachter sofort. Besonderheiten und Auffälligkei- ten, die in der Datenbank verborgen geblieben sind, können umgehend mit den Karten aufgezeigt werden. Die Auswertung der Historie liefert bereits vielfältige Hinweise auf Problembereiche, allerdings darf die Planung neuer Standorte nicht nur auf diesem historischen Material ba- sieren, sondern muss ergänzt werden durch weitere Möglichkeiten von GIS-Analysen, die auch die derzeitgen und zukünftigen Gegebenheiten berücksichtigen. Deshalb wurden als weitere Analyseflächen sogenannte Versorgungs- gebiete gebildet. Die Feuerwehren sind länderspezifisch an gesetzliche Hilfsfristen gebunden, innerhalb derer zum Beispiel ein Rettungswagen am Einsatzort eintreffen muss. In Berlin besteht eine Hilfsfrist für Ret- tungswagen (RTW) von acht Minuten. Für die Bestimmung der Versor- gungsgebiete wird folgende Berechnung zu Grunde gelegt: drei Minu- ten Dispositionszeit, eine Minute Ausrückzeit und vier Minuten Fahrzeit. Nur letztere ist für die nachfolgend beschriebenen Analysen relevant. Gebiete, die von Rettungsdienstwachen mit den jeweiligen Einsatzmit- teln in der vorgegebenen Zeit erreichbar sind, werden als „versorgt“ bezeichnet. Von den circa 900 Quadratkilometern Stadtfläche werden rund 560 Quadratkilometer mit der vorgegebenen Fahrzeit von vier Minuten erreicht. Etwa 330 Quadratkilometer Stadtfläche können nicht in der vorgegebenen Zeit von den derzeitigen Feuerwehrstützpunkten aus von einem Rettungswagen erreicht werden. Gerade diese „unver- sorgten“ Gebiete können mit diesem Typ der Normierungs­fläche ana- lytisch betrachtet werden. Planungen zu potenziellen Standorten oder Verlagerungen und Konflikte zwischen den Standorten können ebenso umgehend visualisiert und in der Planung berücksichtigt werden. Die Darstellung der Versorgungsgebiete, die bisher aufwendig von ei- ner Software auf Basis von ortsbeschreibenden Datensätzen ermittelt und manuell erstellt werden mussten, kann nun mit optimierten GIS- Werkzeugen sehr schnell interaktiv als Planungsvarianten zur Verfügung gestellt werden. Zudem ist es jetzt möglich, Feuerwehrstützpunkte in- teraktiv hinzuzufügen, zu verschieben oder zu löschen. Weitere Planungen wie die zeitliche Verteilung der Einsatzmittel zu be- stimmten Ereignissen wie Silvester oder Großveranstaltungen in Berlin können hiermit sehr schnell umgesetzt und optimiert werden. Die Ein- satzplanung einer Feuerwehr kann daher mit diesem Planungsinstru- ment effektiv verbessert werden. Mit der Software der DHI-WASY GmbH lassen sich Versorgungsgebiete iterativ optimieren und effektive Planungen mit statistischen Auswertungen um eine räumliche Kompo- nente erweitern. Berliner Feuerwehr Wilfried Gräfling Landesbranddirektor wilfried.graefling@berliner-feuerwehr.de ++ Analysekarte für Gebiete mit Hilfsfristen > acht Minuten Versorgungsgebiete Rettungstransportwagen

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