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arcAKTUELL 3.2014 - Neues Denken

Kinder sind geborene Wissenschaftler. Sie forschen begeistert, beobach- ten aufmerksam, entwickeln Thesen, experimentieren und erkunden ihre Umwelt mit spielerischer Leichtigkeit. Eine Studie der Universität Berkeley belegt, dass Kinder dabei mit ganz ähnlichen Methoden arbeiten wie ihre erwachsenen Kollegen an den Universitäten und Forschungseinrich- tungen. „Und dann treiben wir es ihnen aus“, sagte der Astrophysiker und Schriftsteller Carl Sagan in einem Interview: Nur wenige erhalten sich ihre Fähigkeit zu staunen und ihre Begeisterung für die Wissenschaft. Können Bürger tatsächlich Wissenschaftler sein? Reichen Neugier, Expe- rimentierfreude und Lernfähigkeit, oder braucht es Fähigkeiten, die dem Normalbürger in der Regel nicht zur Verfügung stehen? Die Wissenschaft verwendet ein reichhaltiges Spektrum an Methoden und Werkzeugen, die es ermöglichen, komplexe Zusammenhänge auch dann zu erkennen und zu erklären, wenn sie auf der Basis von Intuition und Lebenserfah- rung nur schwer zugänglich sind. Dieses Methodenwissen ist in der Re- gel aktiv zu erlernen und wird dem Einzelnen nicht in die Wiege gelegt. Wissenschaft im Sinne von „Wissen schaffen“ – nicht nur für sich selbst, sondern für den Nutzen aller – braucht diese Methoden und Werkzeuge. Sofern sich der Wissenschaftsbetrieb aber nur mit seiner Expertise zufrie- dengibt, läuft er Gefahr, sich im Elfenbeinturm zu isolieren. Mit dem Begriff Citizen Science verbindet sich die Idee, dass Wissen- schaft nicht nur durch bezahlte Experten in Labors und in wissenschaft- lichen Journalen betrieben werden sollte. Sie sollte vielmehr auch die Potenziale verstehen und nutzen, die sich aus der Zusammenarbeit mit Bürgern ergeben. Zudem sollte ihnen die Möglichkeit gegeben werden, sich nicht nur durch Medien über die Forschung informieren zu lassen, sondern – soweit möglich und sinnvoll – auch selbst daran mitzuwirken. Dabei besitzen Bürger häufig Wissen, das für die Forschung extrem wert- voll ist. Fischer sind beispielsweise in der Lage, den umstrittenen Beifang zu klassifizieren und gemeinsam mit Forschern nach alternativen Fangme- thoden zu suchen. Viele Menschen engagieren sich im ehrenamtlichen Naturschutz und haben hervorragende Kenntnisse über bestimmte Tier- und Pflanzenarten. Viele Personen sind vor allem Experten für die Region, in der sie leben, und wissen, was sich in den letzten Jahren und Jahrzehn- ten dort verändert hat. Sie können Beobachtungen und auch Messungen vornehmen, Experimente unterstützen und – wie das Beispiel der Fischer zeigt – aktiv an der Diskussion über Methoden und Ergebnisse teilnehmen. Citizen Science hat in den letzten Jahren insbesondere durch die Entwick- lung der Informationstechnologien einen enormen Schub erhalten. Nie war es so leicht, zu jeder Zeit und an jedem Ort mit Personen und tech- nischen Systemen zu kommunizieren. Leistungsfähige mobile Endgeräte, kostengünstige Sensorik, Cloud-Infrastrukturen, skalierbare Systeme zur Verwaltung und Analyse großer Datenmengen und nutzerfreundliche Apps sind die Basis für globale Citizen-Science-Projekte, bei denen Wis- senschaftler mit Bürgern und Fachleuten aus Verwaltung und Industrie zusammenarbeiten. Geoinformation spielt für Citizen-Science-Projekte in der Regel eine be- sondere Rolle: einerseits zur Orientierung und zur Erfassung des Raum- bezugs von Daten, andererseits als Mittel zur Berücksichtigung des geo- grafischen Kontextes bei der Dateninterpretation. Im Ergebnis entsteht wiederum Geoinformation, die in Form von Karten und 3D/4D-Visualisie- rungen weitergegeben wird. Esri stellt mit seiner Technologie eine umfassende Plattform für Citizen- Science-Projekte zur Verfügung. Mit geringem Aufwand lassen sich fokus- sierte Apps und Webanwendungen bereitstellen, die die Interaktion zwi- schen Bürgern, Planern und Wissenschaftlern ermöglichen. ArcGIS bietet leistungsfähige Werkzeuge für das Management, die Analyse und Visu- alisierung von Geodaten, die über Programmierschnittstellen beliebig erweitert und mit anderen Systemen verknüpft werden können. ArcGIS Online dient als Cloud-Plattform für den Austausch von Daten, Prozessen und Arbeitsergebnissen und unterstützt damit die direkte Zusammenar- beit von Wissenschaftlern und Bürgern. Auf diese Technologie setzt beispielsweise auch die US-amerikanische National Geographic Society bei der Bereitstellung der Citizen-Science- Plattform FieldScope, die sich unter dem Stichwort „Environmental Literacy“ in besonderem Maße der Vermittlung von Wissen über unsere Umwelt widmet. Hierbei wird deutlich, dass es bei Citizen Science nicht nur um die kostengünstige Erfassung von Daten für wissenschaftliche Zwecke geht, sondern um die Teilhabe von Bürgern an einer offenen Wissensgesellschaft, die sich durch Transparenz, Kooperation und Kol- laboration aller beteiligten Gruppen auszeichnet. Dr. Albert Remke Esri Deutschland Group GmbH Kranzberg a.remke@esri.de 52°North GmbH Dr. Albert Remke www.52north.org ++ CITIZEN SCIENCE Bürger beteiligen sich an der Wissenschaft S C H W E R P U N K T 17

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