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arcAKTUELL 3.2012 - Reale und virtuelle Infrastrukturen

S C H W E R P U N K T 27 wertpotenzialen von Energie- und Telekommunikationsangeboten hervorbringen. Esri: Das klingt zunächst kompliziert. Wie wollen Sie das dem Kunden verständlich erklären? Oder bekommt er selbst davon gar nichts mit? Bockhacker: Mittelfristig bedeutet das natürlich: Wir brauchen in Zu- kunft auch ein verändertes Vertriebsverständnis, auf der Grundlage ei- ner anderen Informationsbasis. Die haben wir noch nicht. Die mittelfris- tige Herausforderung wird sein, nicht nur die GIS-Systeme mit diesen Topologie-Informationen auszustatten, sondern natürlich auch Nieder- spannungsnetze mit Smart Metern zu versorgen und natürlich auch mit Gateways zu den entsprechenden IP-adressierbaren einzelnen Kom- ponenten. Wir müssen selektieren können, wer denn eigentlich in die- sem natürlichen Kollektiv zusammenhängt. Welche Kunden sind das? Da wird es ein Zusammenwachsen zwischen den eher GIS-orientierten und den eher vertrieblich orientierten Applikationslandschaften geben müssen. Esri: Was meinen Sie mit „IP-adressierbaren einzelnen Komponenten“? Sind das zum Beispiel Waschmaschinen oder Geschirrspüler in den ein- zelnen Haushalten? Bockhacker: Ich glaube nicht an die flächige IT-Integration einzelner Haushaltsgeräte, solange sie nicht wirklich eine entsprechende An- schlussleistung benötigen und auch einen entsprechenden Verbrauch produzieren. Aber sobald wir beispielsweise über Wärmepumpen nachdenken oder etwa verzögerte oder konkret eingesetzte Lade-/Ent- ladezyklen von E-Mobility, dann haben wir es schon wieder mit ganz an- deren Kapazitäten und Preisgrößen zu tun. Da können dann auch Ver- braucher nachvollziehen, warum eine Vernetzung und Steuerung sinnvoll ist. Esri: Diesen für die meisten zunächst ungewohnten Schritt kann man dem Kunden ja auch relativ gut klarmachen: Jeder Haushalt übernimmt letztendlich die Funktion eines kleinen Kraftwerks. So entsteht aus meh- reren Haushaltskraftwerken in einem sozialen Kollektiv ein Kraftwerks- verbund, der dann übergreifend gesteuert werden muss. Bockhacker: Kunden verstehen auch: Wer heute vor der Entscheidung steht, einen 800-Liter-Wärmespeicher in seinem Keller einzubauen, wird vermutlich durch ein Sharing mit anderen Häusern wesentlich effizienter wirtschaften können. Eine gemeinsame Heizungsanlage zu nutzen, die ein- fach eine passendere Kapazität oder einen besseren Wirkungsgrad hat, ist natürlich wirtschaftlicher, als wie bisher jedes Haus einzeln zu versorgen. Esri: Ähnlich wie in einer Kommandozentrale benötigen die Verbrau- cher bei diesem Szenario dann eigentlich ein GIS-Management-Dash- board, das über diese sozialen Kollektive informiert, um die Gesamt- zusammenhänge auszusteuern. Bockhacker: Das ist sozusagen der Brückenschlag zu einer TKE Integ- ration (Telekommunikation und Energie-Konvergenz; Anm.d.Red.). Dort würden wir Verbindungslinien zwischen sozialen Netzwerken und ihren kollektiven Zellen sehen – bis hin zu der Abbildung und Unterstüt- zung dieser Sichten in IT-Systemen, die natürlich auch die wesentlichen aktiven und passiven Elemente dieser Zellen abbilden müssen. Eine Nachbarschaft versteht sich dann auch als Kollektiv von Energiebedarf und Energieerzeugung. Esri: Wie ist es denn mit dem Datenschutz? Wir warten ja nicht auf die Zukunft, sondern Sie gestalten sie ja bereits heute aktiv mit. Was spürt man davon schon in der Gegenwart? Bockhacker: Die Schutzprofile des Bundesamts für Sicherheit in der In- formationstechnik für das Smart Metering sind natürlich echte Heraus- forderungen. Sie haben schon heute dazu geführt, dass die Marktein- führung für Smart Meter maßgeblich verzögert wurde. Wir werden mit den Sicherheits- und Datenschutzbedürfnissen einige Herausforderun- gen haben. Dieses Beispiel zeigt, wieso die ganze Energiewende natür- lich auch ein gewisses Maß an Zeit benötigt. Ich denke, wir werden uns volkswirtschaftlich und auch rechtlich beschleunigen müssen, wenn wir nicht Bremsspuren hinterlassen wollen. Esri: Herzlichen Dank für dieses Gespräch! Das Interview führte Prof. Dr. Gerd Buziek von Esri Deutschland. ++

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