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arcAKTUELL 3.2012 - Reale und virtuelle Infrastrukturen

S C H W E R P U N K T26 Gespräch mit Frank-Hilmar Bockhacker, EWE AG, zum Thema „Dezentrale Energieeinspeisung und ihr Einfluss auf den GIS-Einsatz bei EWE“ Esri: Spätestens seit dem Bericht der Ethik- kommission zum Atomausstieg ist allen Ver- brauchern klar geworden, dass sich Energie- gewinnung und Energieversorgung grundsätzlich ändern werden. Wie beein- flusst dies die Konzern-IT bei EWE und den künftigen Einsatz von GIS? Bockhacker: Ich gehe davon aus, dass es eine zunehmende Informati- onsdichte in den Nieder- und Mittelspannungsnetzen geben wird. Gründe dafür sind Smart Meter, auch intelligente Zähler genannt, die Verbauung dezentraler Einspeiseanlagen und damit natürlich auch eine Steigerung verfügbarer Kapazitäten bei der Energieversorgung. Alle Elemente, die in den Niederspannungsnetzen heute noch nicht infor- matorisch miteinander verknüpft sind, werden in Zukunft sozusagen eine Topologie der Informationsdichte bilden und eigene Sichten dar- stellen. Das betrifft nicht nur die Menge des zu dieser Zeit erzeugten oder verbrauchten Stroms, sondern umfasst zunehmend sämtliche dis- positiven energetischen Kapazitäten. IT spielt an der Stelle natürlich eine wichtige Rolle. Die heutige Durchdringung der Niederspannungs- netze mit IT ist sehr begrenzt, das wird sich ändern. Esri: Wie werden diese Veränderungen aussehen? Bockhacker: Der Trend geht dahin, dass wir uns in den kommenden Jahren mit der Digitalisierung der Ortsnetzstationen und Messeinrich- tungen auseinandersetzen werden. Weitere Themen werden die zuneh- mende Dichte von Einspeiseanlagen und natürlich auch E-Mobility und Speicheranlagen sein. Eine große Herausforderung wird sein, dass nicht nur der einzelne Kun- de im Fokus einer Vertriebsorientierung stehen wird. Es ist eher das natürliche Kollektiv, das sozusagen hinter einer Ortsnetzstation steht, das Quartier, eine Nachbarschaft, die auch über Versorgungsleitungen eine physikalische Verbindung hat. Zukünftige Aufgaben der Netzwirt- schaft, aber auch der Vertriebsanstrengungen werden sich zunehmend dieser Herausforderungen, aber auch Potenziale annehmen. Esri: Das Zukunftsbild besteht also darin, dass man dieses komplexe Sys- tem der Energiegewinnung und Energieversorgung modellieren kann. Und dies lässt sich dann auch mit dem Ziel eines optimalen, möglichst minimalen Energieverbrauchs entsprechend steuern? Bockhacker: Richtig. Und nicht nur das, man wird in Zukunft auch auf die kollektive Dimension, also beispielsweise auf die Bedarfslage der Menschen in einem bestimmten Wohnviertel, besser reagieren können. Es gibt ja bereits heute Feedback-Systeme für Individualkunden, die jedoch begrenzte Mehrwerte bieten. Die Erfahrung zeigt: Wenn man einen Einzelkunden mit einem verbrauchsmessenden Informations- system ausstattet, hat er anfangs viel Spaß daran. Doch er verliert zu- nehmend das Interesse daran, wenn er nicht eindeutig erkennt, dass er real Kosten sparen kann. Wenn man das aber auf diese Ortsnetzstation, auf dieses soziale Kol- lektiv, überträgt, was natürlich auch eine physikalische Verbindung hat, entsteht eine wesentlich größere Informationsdichte und Aussagefä- higkeit. Und die zielt dann nicht nur auf den Verbrauch, sondern viel- leicht auch auf die Einspeiseleistung ab – und natürlich auch auf eine eventuelle Kostenteilung bei Investitionen in Anlagen der Wärme- gewinnung und -speicherung, der Energieerzeugung und eventuell in Zukunft auch der Elektromobilität. Wir sehen ja heute, dass eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage für einen Haushalt oft nicht optimal genutzt werden kann. Schließen sich jedoch mehrere Eigentümer zusammen und finden unter Umständen auch ei- nen attraktiven Contracting Partner, zum Beispiel das örtliche Energie- versorgungsunternehmen, sieht das schon ganz anders aus. Aus Sicht des einzelnen Verbrauchers kann also die Idee eines Kollek- tivs ein ganz anderes Verständnis von Produkten, Leistungen und Mehr- Dezentrale ENERGIEEINSPEISUNG

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