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arcAKTUELL 3.2012 - Reale und virtuelle Infrastrukturen

S C H W E R P U N K T 25 Je mehr Solaranlagen die Dächer Deutschlands schmücken und je mehr Windräder den Wind in Strom umwandeln, umso mehr Arbeit kommt auf Energieunternehmen zu. Die Mitarbeiter beim Netzbetreiber EWE NETZ GmbH erhalten heute auf einer internen Online-Plattform alle Daten, die sie zur Beurteilung von Einspeiseanträgen benötigen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) fordert die Netzbetreiber. Sie sind verpflichtet, dezentrale regenerative Energiequellen in ihr Netz einzuspeisen, egal wie komplex sich die Aufgabe gestaltet. Im Jahr 2010 hatte EWE NETZ, ein regionaler Netzbetreiber mit Sitz in Olden- burg, mehr als 10.000 entsprechende Anträge zu bearbeiten. Und die dezentrale Einspeisung wird weiter zunehmen: Bis 2050 soll der Anteil der erneuerbaren Energien in Deutschland auf 80 Prozent anwachsen. Die Bearbeitung eines Antrags und die Beurteilung, wo die Erzeu- gungsanlagen ins Stromnetz eingebunden werden, sind aufwendig und kosten Zeit. Der zuständige Sachbearbeiter muss dafür eine Vielzahl an Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammensuchen. Im Geoinfor- mationssystem (GIS) von EWE NETZ stehen Stromdaten von ca. 75.000 Leitungskilometern zur Verfügung. Hinzu kommen Informationen aus dem SAP-System und aus den Datenbanken der Einspeiser. Um den Anschlussprozess effizienter zu gestalten, beauftragte der Netzbetrei- ber den IT-Dienstleister BTC Business Technology Consulting AG da- mit, seinen Sachbearbeitern einen einfachen und schnellen Zugriff auf alle relevanten Daten zu ermöglichen. Technische Grundlage für das Projekt mit dem Namen „smartGIS“ bil- det der ArcGIS Server von Esri. Für die geplante Arbeitsoptimierung reicherte das BTC-Team das Esri System mit zusätzlichen technischen Informationen an. Dafür entwickelten die BTC-Experten eine Lösung, mit der sich im Niederspannungsnetz die Innenschaltbilder der Orts- netzstationen und Kabelverteiler zum Teil automatisch erstellen lassen. Die gewonnenen Informationen werden mit den Leitungsdaten ver- knüpft. Damit erhalten die Netzmeister auf Knopfdruck einen Überblick über den Standardschaltzustand. So lässt sich zum Beispiel erkennen, welche Einspeiseleistung in welcher Ortsnetzstation anliegt. Darüber hinaus können die Netzmeister mithilfe einer „Schalt“-Funktion im In- nenschaltbild Schalter öffnen oder schließen. Im nächsten Schritt integrierte BTC weitere Daten aus anderen ange- schlossenen Systemen in die entwickelte Lösung. Hinzu kamen so etwa die Informationen über die Einspeiseobjekte und über die Nennleis- tung der Trafos; letztere liefert das SAP-Modul PM (Instandhaltung). In einer Webapplikation werden alle Daten übersichtlich dargestellt. So hat ein Sachbearbeiter auf einer einzigen Benutzeroberfläche alles pa- rat, was er zur Beurteilung eines Antrags braucht. Er erhält unter anderem Informationen über den Weg der Leitungen, ihre Länge und ihren Querschnitt sowie über die Stationen und ihre Leistung. „Der Betreiber kann nun auf einen Blick sehen, wie sein Netz auf Niederspan- nungsebene bis in die feinsten Strukturen hinein konfiguriert ist“, erklärt Carsten Heilenkötter, Teamleiter bei BTC. Das von der BTC entwickelte GIS-basierte Erfassungs- und Übersichts- Tool liegt auf einem zentralen ArcGIS Server und wird im Intranet be- reitgestellt. Der Nutzer greift über seinen Web-Browser auf die Funkti- onen zu. Ein Update des Programms muss somit nur auf dem Server und nicht an jedem einzelnen Arbeitsplatzrechner vorgenommen wer- den. Die Software steht auch auf mobilen Endgeräten zur Verfügung. Ist der Netzmeister vor Ort, kann er zum Beispiel über UMTS direkt auf die zentralen Informationen zugreifen. „Die größte Herausforderung bestand darin, eine Applikation zu entwi- ckeln, die exakt auf den Prozess der Anschlussbeurteilung zugeschnit- ten ist“, sagt BTC-Experte Carsten Heilenkötter. „Zudem muss sich das Programm einfach bedienen lassen. Es darf keinen Klick zu viel geben.“ Die Reaktion der EWE-NETZ-Mitarbeiter, die das Programm seit An- fang Juni 2012 nutzen, zeigt, dass dies gelungen ist. Nach einem Work- shop, in dem die Webanwendung zum ersten Mal vorgestellt wurde, kam eine Nachfrage nach der anderen. „Alle wollten möglichst schnell mit der Plattform arbeiten“, erzählt Heilenkötter. Eine Meisterei, die mit einer Pilotinstallation der Lösung arbeitete, erfasste in weniger als einer Woche die Schaltzustände in ihrem Versorgungsbereich. „Das war deutlich schneller, als wir erwartet hatten“, freut sich der BTC-Projekt- leiter. Die Anwender benötigen keine GIS-Kenntnisse, um mit dem System zu arbeiten. Die Lösung ist auf Stromnetzexperten und nicht auf GIS-Spe- zialisten zugeschnitten. Mit dem neuen Werkzeug können die Sachbearbeiter ihren Job deut- lich schneller erledigen. Laut EWE NETZ reduzierte sich die Bearbei- tungszeit für die Anschlussanträge seit Einführung der Lösung deutlich. Hinzu kommen erhebliche Kosteneinsparungen: Während früher Trafos bei Überlastung ausgetauscht oder Leitungen verstärkt wurden, kann nun in vielen Fällen die Leistung mithilfe einer Schalthandlung einfach auf eine andere Ortsnetzstation übertragen werden. Die Alternative zum physischen Netzausbau erkennt der Betreiber deutlich schneller. Ausbaumaßnahmen können so reduziert werden. Die Möglichkeiten beschränken sich nicht nur auf Stromleitungen. „Ge- nerell sind Applikationen für alle Bereiche denkbar, in denen GIS-Daten verwendet werden“, so Heilenkötter. „Das können auch Wasser- oder Gasnetze sein.“ BTC Business Technology Consulting AG Axel de Vries www.btc-ag.com ++ Darstellung der Ortsnetzbereiche mit Adresssuche und Anlageninformation Darstellung der Ortsnetzbereiche mit Anlageninformation

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