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arcAKTUELL 2.2012 - Erde 2.0 - GIS und Natur

s c h w e r p u n k t 35 Analysen mit ArcGIS vermitteln neue Erkenntnisse zum Anlagenbestand Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet mit großen Schritten voran. Insbesondere bei der Stromerzeugung aus solarer Strahlung in Fotovoltaikanlagen (FV-Anlagen) hat der Zubau bis heute alle Erwar­ tungen übertroffen. So waren Ende 2011 rund eine Million Anlagen mit einer Leistung von 25 GW auf deutschen Dächern installiert. Die jähr­ liche Stromerzeugung dieser Anlagen entspricht bereits der Leistung von drei großen Kernkraftwerken. Das Bild von der FV ist in der Öffent- lichkeit von kleinen Anlagen auf Einfamilienhäusern geprägt. Produzie- ren tatsächlich die Hausbesitzer diese Strommengen? Wer sind die neuen Stromerzeuger wirklich? Der Einsatz von ArcGIS zur Analyse des Anlagenbestands kann hier Antworten liefern. Die EEG-Datenbank Das FfE-Regionenmodell bildet die Energieverbraucher und Kraftwer- ke in Deutschland in regionaler Auflösung ab. Als ein Bestandteil liefert die EEG-Datenbank dafür Informationen zu den nach dem Erneuerba- ren-Energien-Gesetz (EEG) vergüteten Erzeugern von regenerativem Strom. Zu diesen Informationen zählen unter anderem der Standort und die Leistung der rund einer Million FV-Anlagen in Deutschland. Die Ver- öffentlichung dieser Daten erfolgt durch die Netzbetreiber und ist im EEG geregelt. Diese Datenbasis wird durch zusätzliche Meldungen der Bundesnetzagentur ergänzt. Des Weiteren werden verschiedene Vali- dierungen und Ergänzungen durchgeführt. Geocodierung Der gesamte FV-Anlagenbestand wurde zunächst georeferenziert. Die Qualität der Datensätze ist sehr gut. Über 85 Prozent der Anlagen konn- ten mindestens einer Straße (teilweise einer Hausnummer) zugeordnet werden. Nur bei deutlich weniger als einem Promille der Anlagen ge- nügt die Datenqualität nicht für die Zuordnung zu einer Gemeinde. Die Netzbetreiber liefern somit einen in ArcGIS gut nutzbaren Datenbe- stand. Wie groß ist die typische Anlage? Die mittlere Anlagenleistung betrug im Jahr 2000 noch 4 Kilowatt. Dies entspricht in etwa einer Fläche von 30 Quadratmetern, also einer typi- schen Anlage auf einem Einfamilienhaus. In den Jahren 2010 und 2011 betrug die mittlere Leistung bereits 35 Kilowatt einer Fläche von 250 Quadratmetern entspricht und die Größe des klassischen Einfami- lienhauses deutlich übersteigt. Unterscheidung nach Anlagentypen Persönliche Informationen zu den Anlagenbetreibern wie etwa ihr Name bleiben geschützt und können der EEG-Datenbank nicht ent- nommen werden. Der Standort der Anlagen kann jedoch mit der Flä- chennutzung – zum Beispiel nach OpenStreetMap oder CORINE land cover – verschnitten werden. Somit werden die Anlagen nach vier ver- schiedenen Typen differenziert: Anlagen auf Wohngebäuden, auf ge- werblichen und industriellen Gebäuden, auf landwirtschaftlichen Gebäuden und Freiflächenanlagen. Da im Datenbestand zur Flächen- nutzung kleinere Gewerbegebiete in Wohngebieten nicht explizit er- fasst sind, muss bei der Bestimmung des Anlagentyps zusätzlich die An- lagenleistung berücksichtigt werden. In » Abbildung 1 ist die Auswertung für eine Gemeinde dargestellt. Wer ist der Anlagenbetreiber? Im Jahr 2000 wurden noch zwei von drei Modulen auf kleinen Wohnhäu- sern verbaut. Im Jahr 2011 war es nur noch jedes sechste Modul. Insge- samt tragen die Anlagen auf kleinen Wohngebäuden mit rund 20 Pro- zent zur Stromerzeugung aus FV bei. FV-Anlagen auf gewerblichen Gebäuden machen etwa ein Drittel, auf landwirtschaftlichen Gebäuden rund ein Viertel des Anlagenbestands aus. Es wird davon ausgegangen, dass die meisten Besitzer von FV-Anlagen auch Eigentümer/Nutzer des jeweiligen Gebäudes sind. Regionale Unterschiede Bei Betrachtung der regionalen Verteilung in » Abbildung 2 zeigen sich Unterschiede zwischen neuen und alten Bundesländern. Die Verteilung des Anlagenbestands auf die vier Gebäudetypen ist in den alten Bun- desländern ähnlich. Lediglich Bayern weicht mit einem größeren Anteil an Freiflächen leicht ab. Der Anteil der FV-Anlagen auf Wohngebäuden beträgt etwa ein Drittel der gesamten Leistung je Bundesland. In den neuen Bundesländern dominieren hingegen die Freiflächenanlagen und Anlagen auf gewerblichen Gebäuden. Zusammenfassung ArcGIS hilft bei der Analyse des umfangreichen Datenbestands und vermittelt wertvolle Erkenntnisse zum Ausbau der erneuerbaren Ener- gien in Deutschland. Am Beispiel der Fotovoltaik wurde gezeigt, dass diese Technologie nicht nur etwas für Idealisten ist. Längst werden überwiegend gewerbliche und landwirtschaftliche Gebäude genutzt. Insbesondere in den neuen Bundesländern sind große Freiflächenanla- gen entstanden. Heute werden die Anlagen professionell geplant und mit Blick auf die Rendite ausgelegt. Die Fotovoltaik ist damit ihren Kin- derschuhen entwachsen. Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. Tobias Schmid www.ffe.de ++ Abbildung 2: FV-Anlagenbestand je Bundesland nach Anlagentyp und kumulierter Leistung Anlagentyp Gewerbe Wohnen Landwirtschaft Leistung 5 kW 20 kW 100 kW Freifläche Abbildung 1: FV-Anlagenbestand der Stadt Olching nach Anlagentyp und Leistung; Hintergrund © OpenStreetMap und Mitwirkende, CC BY-SA

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