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arcAKTUELL 2.2012 - Erde 2.0 - GIS und Natur

s c h w e r p u n k t 15 Dirk Solte, Wirtschaftswissenschaftler am Forschungsinsti- tut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung/n (FAW/n) Ulm, stellt den Zusammenhang zwischen Finanz- krise und Umweltzerstörung her. In einem Zeitungsinter- view beschreibt er diese Beziehung so: „Wir verbrauchen heute für unseren Konsum weltweit bereits die Naturrendi- te von anderthalb Planeten. Hinzu kommt, dass es viel zu viele Versprechen auf reale Werte gibt. Das sind all die Schuldverschreibungen, das ist all das Geld, das im Umlauf ist. Müssten diese Versprechen alle eingelöst werden, dann hieße das, so viel zu produzieren, dass uns der Planet um die Ohren fliegt.“ Der ehemalige Greenpeace-Chef Paul Gilding, von der Süddeutschen Zeitung anlässlich seines Auftritts auf der TED-Konferenz liebevoll als „Turbopessi- mist“ bezeichnet, kommt zu dem gleichen Ergebnis: „Wir brauchen eineinhalb Erden, um unser Wirtschaftssystem auf- rechtzuerhalten.“ Nur leider gibt es die zweite Erde nicht. Wir müssen also weiter nach intelligenten Lösungen für nachhaltiges Wirt- schaften und menschenwürdiges Leben auf diesem Unikat von Erde suchen. Was wir dazu brauchen, ist eine Erde 2.0, eine Integration der dinglichen Welt in das Internet, oder, wie Jack Dangermond es genannt hat, ein Nervensystem für die Erde. Erde 2.0, eine Utopie? Keinesfalls. Was vor mehr als zehn Jahren begonnen hat, mit RFID und Sensor Networks, ent- wickelt sich jetzt zum „Web of Things“. Dinge aller Art las- sen sich mit winzigen Chips und Sendern ausstatten, damit werden sie über das Web sichtbar und man kann mit ihnen Daten austauschen. Ähnlich wie wir bisher eine URL einge- ben, um eine HTML-Seite zu laden, werden wir zukünftig über einen URI (Uniform Resource Identifier) den Pegel- stand eines Flusses, die Energieaufnahme eines Sonnen- kollektors, den Stromverbrauch einer Wohneinheit oder die Bodenfeuchtigkeit eines Ackers abfragen können. Wirt- schaftliche Treiber sind vielfach: die Energiewende und Smart Metering, Warenhaltung und Logistik, die Vernet- zung von Robotern in Produktionsanlagen – um nur einige zu nennen. Das Web of Things eröffnet ganz neue Möglichkeiten in Umweltmonitoring, Katastrophenschutz, Land- und Was- serwirtschaft. Wie groß wird das Web of Things sein? Man geht heute von einer Gesamtmenge von 50 Milliarden „Dingen“ aus, im Vergleich zu sieben Milliarden Menschen und einer Milliarde Orten. In jedem Fall reden wir hier von „Big Data“, von extrem großen Datenmengen. Wir brau- chen also leistungsfähige globale Systeme, um mit diesen Datenmengen umzugehen. Da ist es auch kein Zufall, wenn ArcGIS Online inzwischen als ein geografisches Content- Management-System bezeichnet wird. Und schließlich sehen wir gegenwärtig auch einen politi- schen Wandel im Umgang mit Umweltdaten. Was bisher in den internen Systemen der einschlägigen Behörden erfasst und archiviert wurde, soll zukünftig öffentlich gemacht ­werden. Hartmut Streuff vom Bundesumweltministerium äußert sich in dieser Ausgabe der arcaktuell sehr klar dazu. Er geht davon aus, dass Daten nach dem Umweltinforma- tionsgesetz aktiv von den Behörden ins Netz gestellt wer- den und für jegliche Art der Nachnutzung zur Verfügung stehen. Also, demnächst Erde 2.0! Peter Ladstätter Esri Deutschland GmbH Kranzberg ++ Zweite Erde oder Erde 2.0

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