s c h w e r p u n k t 31 Datenharmonisierung im Zeichen von INSPIRE Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein- Westfalen (LANUV) hat anhand des INSPIRE-Anhang-I-Themas „Schutz- gebiete“ einen durchgängigen Prozess beschrieben, der ausgehend von existierenden Daten bis hin zur INSPIRE-konformen Bereitstellung von Diensten alle Aspekte in einem einheitlichen Rahmen abbildet. Zu- dem soll der Prozess als Grundlage für die Bereitstellung weiterer na- turschutzfachlicher Daten dienen. Von Beginn an standen Umweltthemen im Fokus von INSPIRE (Infra- structure for Spatial Information in Europe), der Initiative zum Aufbau einer harmonisierten europäischen Geodatenbasis mit integrierten In- formationsdiensten. Übergeordnetes Ziel von INSPIRE ist es, Geodaten über Verwaltungsgrenzen hinweg verfügbar zu machen, um vielschich- tige Entscheidungsprozesse in Verwaltung, Wirtschaft und Politik ins besondere bei Fragen des Umweltschutzes effizient zu unterstützen. Die Umsetzung erfolgt thematisch gestaffelt nach einem vorgegebenen Zeitplan. Aktuell sind es Viewing- und Download-Dienste für die The- men des Anhangs I, die von der öffentlichen Verwaltung realisiert wer- den müssen. Eines dieser Themen behandelt Schutzgebiete. Am Beispiel des INSPIRE-Zieldatenmodells Schutzgebiete hat das LANUV als zuständige technisch-wissenschaftliche Fachbehörde exemplarisch ein Verfahren zur Bereitstellung von Daten aus dem naturschutzfachlichen IT-Verfahren OSIRIS erstellt. OSIRIS dient seit langem dem LANUV als Pro- duktivsystem zum Management von umfangreichen landesweiten natur- schutzfachlichen Datenbeständen. Aus diesem Grund bestand die Aufgabe darin, die INSPIRE-relevanten Informationen beim LANUV aus den existierenden OSIRIS-Datensätzen zu extrahieren und mittels Sche- matransformation in das INSPIRE-Zieldatenmodell Schutzgebiete zu überführen. Anschließend werden die Daten über INSPIRE View und Download-Services im Geoportal NRW bereitgestellt. Die größte Heraus- forderung bestand darin, den Prozess semantisch korrekt zu beschreiben und möglichst generische Übersetzungsregeln für den komplexen Quell- datenbestand zu implementieren. Bei der technischen Umsetzung spiel- ten die fachthematische Kompetenz des LANUV, die Kompetenz des Spe- zifikationsteams (INSPIRE TWG) in Hinsicht auf INSPIRE und die Transformationskompetenz der conterra zusammen. Lösungsansatz Die Harmonisierung und die Schema-Transformation des komplexen OSIRIS-DV-Verfahrens in das INSPIRE-Zieldatenmodell Schutzgebiete war dank der großen Flexibilität der eingesetzten FME-Technologie und der darauf aufbauenden Softwarelösung FME INSPIRE Solution Pack von con terra problemlos möglich. Die Zuordnung nach semantischen Aspekten und die Dokumentation wurden in einem iterativen Prozess zwischen den technischen Spezialisten von IT.NRW, dem zentralen IT- Dienstleister für die Landesverwaltung NRW, der con terra GmbH und den Fachexperten des LANUV realisiert. Dieser Ansatz erwies sich als überaus erfolgreich und kann als Vorlage für weitere INSPIRE-Datenhar- monisierungsprojekte dienen. Für den komplexen Mapping-Prozess wurde ein wiederverwendbarer OSIRIS-Reader in der FME entwickelt, der die formatspezifische Komplexität beim Auslesen der OSIRIS-Daten- bank von der semantischen Zuordnung der INSPIRE-Attribute trennt und so eine enorme Arbeitserleichterung bei der Pflege bringt. Nach der einmaligen Definition des Mapping-Prozesses können nun die Ak- tualisierungen des Datenbestands automatisch ablaufen. Auf diese Weise wird garantiert, dass die auf den bereitgestellten Daten basieren- den INSPIRE-Dienste immer auf dem neuesten Stand sind und somit die Anforderungen an die Aktualität der Daten erfüllt werden. Für den Aufbau der Dienste kommt die Software ArcGIS for INSPIRE von Esri zum Einsatz. ArcGIS for INSPIRE ist bei IT.NRW voll in die vor- handene Esri Infrastruktur integriert und deckt alle Aspekte von INSPIRE in einem einheitlichen technologischen Rahmen ab. Einer der wichtigs- ten Vorteile besteht in der Verwendung einer standardisierten Geo database, die die INSPIRE-Daten auch für andere Web- und Desktop- Anwendungen, Geschäftsprozesse und komplexe Workflows verfügbar macht. So kann zum Beispiel eine formale und fachliche Qualitätssiche- rung der Daten noch vor der Publikation der Dienste im INSPIRE-Netz- werk durchgeführt werden. Synergien ergeben sich zudem durch die Nachnutzung der Daten in anderen Applikationen und fachlichen Zusammenhängen. Fazit Der hier vorgestellte Workflow des LANUV zur INSPIRE-Datenharmoni- sierung beschreibt eine durchgängige Lösung, die den gesamten Pro- zess ausgehend von den vorhandenen Daten bis hin zur INSPIRE- konformen Bereitstellung von Diensten am Beispiel des INSPIRE- Anhang-I-Themas Schutzgebiete abdeckt, ohne gravierende Änderungen im Produktivsystem zu erfordern. Die Lösung umfasst alle wesentlichen Schritte und reduziert die Komplexität der sich aus INSPIRE ergebenden Aufgaben auf ein Minimum. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen Dr. Dirk Hinterlang www.lanuv.nrw.de con terra GmbH Reinhard Abke conterra.de ++