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arcAKTUELL 1.2015 - Wald und Flur

liche Kraftreserven mobilisiert, um den steilsten Abschnitt der Strecke zu bezwingen und zwischen Felsen und Bäumen schrittweise an Höhe zu gewinnen. Dieser mühsame und schweißtreibende Aufstieg wird kurze Zeit später mit einem phänomenalen Ausblick vom Hockstein belohnt. Während sich ein Teil der Schüler auf der Hockstein-Kanzel erholt und die Aussicht ins Polenztal und auf den Ort Hohnstein ge- nießt, steigt der Rest der Gruppe auf Metalltreppen und Holzstufen, teilweise unter überhängenden Felsen, hinab in die Wolfsschlucht. Die Magie dieser urwüchsigen Felsenwelt ist auf Schritt und Tritt spürbar und soll schon Carl Maria von Webers Librettist zur Wolfsschluchtszene im Freischütz inspiriert haben. Im Anschluss führt die 22 Kilometer lange Radtour noch einmal durch Berg und Tal, dann ist Hohnstein erreicht. Nach einer Besichtigung der Burganlage geht es zurück zur Brand-Baude, wo am Ende eines anstrengenden und erlebnisreichen Tags das erste WM-Spiel mit deutscher Beteiligung auf uns wartet. Der Dienstag beginnt mit einer kurzen Einführung ins Geocaching, eine moderne Schatzsuche mit GPS-Geräten. Auch auf dem Brand ist an prädestinierter Stelle ein Schatz versteckt, der von den Neuntklässlern nach Eingabe der Koordinaten und kurzer Suche schnell enttarnt wer- den kann. Heute sind wir zu Fuß unterwegs, um besondere Aspekte des Nationalparks zu erforschen und in Gruppen möglichst viele Daten zu Geomorphologie, Flora und Fauna, Kunst und Historie sowie Barriere­ freiheit zu erfassen. Die Arbeit mit den GPS-integrierten PDAs läuft schon fast wie am Schnürchen. Wir erfahren, dass die Sächsische Schweiz eigentlich gar kein Gebirge ist, sondern ein ehemaliger Meeresgrund der Kreidezeit, der aus mächtigen Sandschichten besteht. Nach Rückzug des Kreidemeers wurden diese Schichten im Laufe von Jahrmillionen durch Erosion stark zerklüftet. Diesen allmählichen Zerfall demon­striert unser Nationalparkexperte sehr anschaulich – und schmackhaft – an- hand einer Schokoladentafel. Aus der Nähe betrachtet erschließt sich die geomorphologische Vielfalt des Elbsandsteingebirges in besonde- rer Weise: Felswände mit auffälligen Wabenstrukturen, die als Folge der Lösungsverwitterung entstehen, werden zu unserem Wegbegleiter. Derweil beschäftigt sich die Gruppe Flora und Fauna mit den Auswirkun- gen des Kellerklimas. Anders als in einem richtigen Gebirge nehmen die Temperaturen hier in tieferen Lagen ab, es wird zunehmend kühler und feuchter. In den Tälern, Gründen und Schluchten fühlen sich vor allem Moose und Farne, aber auch die leuchtend gelbe Schwefelflechte wohl, während die trockenwarmen Riff-Kiefernwälder weiter oben zum Beispiel Lebensraum für den Ameisenlöwen bieten. Diese hoch spezialisierte Tierart baut kleine Trichter in den Sand und gräbt sich an ihrem Grund ein, um hineinrutschende Ameisen zu ergreifen und auszusaugen. Der- artige Fundorte werden natürlich gleich sorgsam kartiert. Auch die Grup- pe Kunst und Historie findet entlang des Malerwegs zahlreiche Motive für die Datenerfassung. Schließlich erreichen wir nach einem Abstecher die Gautschgrotte, eine höhlenartige Vertiefung im Sandstein-Canyon. Auch hier ist ein Geocache versteckt, der dank Teamarbeit bald gefun- den wird. Dann folgt eine lange, wohlverdiente Pause, um die Magie dieses Ortes in sich aufzunehmen und Kraft für den Rückweg zu tanken. Nachdem bisher der Nationalpark und die Datenaufnahme im Fokus standen, rückt am Mittwoch die Arbeit mit ArcGIS for Desktop in den Vordergrund. Nach einer Einführung in die umfangreichen Funktionen der Software durch unseren Campleiter Jens Leibiger werden nun im ei- gens hergerichteten Computerlab der Brand-Baude alle zuvor erfassten Daten am PC analysiert, symbolisiert, mit eigenen Fotos versehen und schließlich in einer interaktiven Karte mit ansprechendem Layout darge- stellt. Die Arbeit macht Spaß, erfordert aber auch volle Konzentration. Zur Entspannung ist daher heute ein Grillabend geplant. Am Donnerstag steht die letzte und mit 14 Kilometern auch längste Wanderung auf dem Programm. Ziel der ersten Tagesetappe ist die be- rühmte Bastei, ein Touristenmagnet und Felsvorsprung 200 Meter über dem Elbtal. Der Aufstieg vom Amselgrund über die Schwedenlöcher bringt uns wieder ins Schwitzen, aber die anschließenden Ausblicke sind einzigartig und jeden Schweißtropfen wert. Wir schlendern über die Basteibrücke, genießen das herrliche Panorama auf der Aussichts- plattform und steigen dann zum Kurort Rathen hinab. SchonbaldgehtesweiterzumnächstenHighlight,demHeidestein,einem Kletterfelsen im Gamrig. Kaum jemand aus der Gruppe lässt es sich neh- men, hier unter professioneller Anleitung auf den 18 Meter hohen Gipfel zu klettern und seinen Wagemut zu beweisen. Als kleines Dankeschön für die ausgesprochen nette und fachkundige Betreuung während des Som- mercamps darf das Team von Esri und des Nationalparkzentrums nach dem Abendessen noch ein Mystery lösen und markante Felsen der Säch- sischen Schweiz enträtseln, um dann mit den entschlüsselten Koordinaten nach den versteckten Geschenken zu suchen. So geht ein unvergess- licher Tag dem Ende entgegen. Am Freitagmorgen wird noch schnell ein Gruppenfoto auf der Panora- materrasse der Brand-Baude geschossen, dann machen wir uns auf den Weg nach Bad Schandau, um im Nationalparkzentrum die Ergebnisse der vergangenen Tage zu präsentieren. Vor der Präsentation ist noch etwas Zeit, um die Ausstellungen des Zentrums über Natur und Kultur und die Erlebnis- und Informationsbereiche zu besichtigen. Schließlich ist es so weit: Mit Laptop und Beamer stellen die 15 Schüler aus­gewählte Aspekte ihrer interaktiven Karten vor. Am Ende der Veranstaltung werden den Teilnehmern des Esri Sommercamps von Hanspeter Mayr, dem Leiter der Nationalparkzentrums, Zertifikate überreicht. Dann heißt es Abschied nehmen. Nach einer erlebnisreichen und sonnigen Woche fallen am Fähranleger die ersten Regentropfen. Und eine lange Heim- reise beginnt. Gymnasium Syke Georg Wedemeyer ++ E S R i h a nd e lt 55

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