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arcAKTUELL 1.2015 - Wald und Flur

Das Bayerische Wald-Informationssystem (BayWIS) In Bayern stocken Wälder auf rund 2,5 Millionen Hektar oder einem Drit- tel der Landesfläche. Damit ist Bayern das größte Waldland der Bundes- republik Deutschland; der Umsatz des Sektors Forst und Holz in Bayern beläuft sich auf über 30 Milliarden Euro jährlich. Nachhaltige Pflege und Bewirtschaftung der Wälder liefern die Grundlage für die Nutzung als vielfältiger Erholungsraum. Zuständig für die Belange des Waldes und der Forstwirtschaft in Bayern ist die bayerische Forstverwaltung. Auf der Grundlage des Waldgesetzes für Bayern stellt sie sicher, dass die Wäl- der ordnungsgemäß und nachhaltig bewirtschaftet werden, und unter- stützt die Weiterentwicklung des Sektors Forst und Holz. Mit der Erkenntnis, dass nahezu jeder Verwaltungsprozess auch einen Raumbezug besitzt, wurde 2010 ein Projekt zur Unterstützung des Verwal- tungshandelns durch ein benutzerfreundliches, mobiles und leistungs- fähiges Unternehmens-GIS gestartet. Mithin also eine Chance, den be- stehenden Vorgaben zur Ressourceneinsparung in der Staatsverwaltung ohne Qualitätsverluste in der jeweiligen Aufgabenerledigung bestmög- lich gerecht zu werden. Folglich wurde an der bayerischen Landesan- stalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) ein Projektteam installiert, das sich per definiertem Projektmanagement-Standard (V-Modell Bayern XT) dem Aufbau und der steten Weiterentwicklung von BayWIS widmen soll- te. Technisch wurde BayWIS zu Anfang durch die Firma INTEND Geoin- formatik GmbH mit dem Produkt WebLine Mobile umgesetzt, das auf dem mobilen Esri Framework Mobile ADF und der Windows Presenta- tion Foundation (WPF) basiert (vgl. arcaktuell 2/2013, S. 22 ff.). Ein „Mar- kenzeichen“ des Projekts BayWIS ist die hohe Anwenderbeteiligung bei der Inhouse-Anforderungsanalyse. Benutzerfreundliche, spezialisierte Fachanwendungen (Apps), die sich hoher Nutzerakzeptanz erfreuen, sind das Ziel. Seit 2010 wurden folgende Anwendungen entwickelt, an jeweils bis zu 1.200 Nutzer verteilt und die Anwender dafür geschult: BayWIS-Basis-Viewer: Das ist unser GIS-Allzweckwerkzeug. Es bietet dem Nutzer online im Büro, aber auch offline im Wald über 100 un- terschiedliche Datenthemen mit über 140 Layern zu Erfassungs-, Aus- kunfts-, Analyse- und Planungszwecken für seinen gesamten räumlichen Dienstbereich an. Typische GIS-Werkzeuge bis hin zu elaborierten Sach- und Geodatenanalysen stehen zur Verfügung. Offline erfasste Geo- und Sachdaten können konfliktfrei in einer zentralen Datenhaltung synchro- nisiert werden. Der BayWIS-Basis-Viewer folgt dabei keinem typischen Geschäftsprozess und wird aufgabenübergreifend eingesetzt. Fachanwendung Forstliches Gutachten: Mit dieser On- und Offline- Applikation werden im dreijährigen Turnus Verbissdaten der Verjün- gung in Bayerns Wäldern anhand eines systematischen Gitternetzrasters erfasst. Sie unterstützt online die Einsatzplanung durch den Leitungs- dienst, offline werden die Förster im Wald Schritt für Schritt durch den Erfassungsprozess geführt. An seinem Ende werden plausibilisierte Da- ten nach Konfliktprüfung mit der zentralen Datenhaltung synchronisiert. Navigation und Verortung im Wald werden per GNSS unterstützt. In der Aufnahmeperiode 2012 wurden mit dieser Anwendung in nur drei Monaten circa 5.000.000 Datensätze im Gelände erfasst und verlustfrei mit der zentralen Datenhaltung synchronisiert. Gegenüber dem IT-ge- stützten Vorgängerverfahren ohne GIS konnte eine Effizienzsteigerung um bis zu 40 Prozent erreicht werden. Fachanwendung Waldflächenänderungen: Diese Offline-Anwendung un- terstützt die laufende Anpassung des Waldverzeichnisses in Bayern. Die Förster erfassen dafür mobil im Gelände beobachtete Waldflächenzu- und -abgänge als Teil eines „Redlining“-Prozesses. Bereits bei der Auf- nahme kommt es zu benutzerfreundlichen Topologie-Prüfungen unter Einbezug bestehender Daten der bayerischen Vermessungsverwaltung. In regelmäßigen Abständen werden dann die qualitätsgesicherten Forst- daten an die Vermessungsverwaltung zur Aktualisierung bestimmter Kar- ten gegeben. Fachanwendung Rettungskette Forst: Damit werden durch die Revier- leiter der bayerischen Forstverwaltung offline und mobil Rettungstreff- punkte in Bayerns Privat- und Körperschaftswäldern koordiniert erfasst und eindeutig beschrieben. Eine Online-Komponente unterstützt nach dem „Vier-Augen-Prinzip“ die Qualitätssicherung dieser – im Notfall lebenswichtigen – Daten. In Abstimmung mit dem bayerischen Staats- ministerium des Innern finden eine Übernahme in das Einsatzleitsys- tem der Integrierten (Rettungs-)Leitstellen und die Veröffentlichung im Internet, unterstützt durch ArcGIS Online, statt. Ferner werden die Daten auch für die Smartphone-App „Hilfe im Wald“ der INTEND Geo- informatik GmbH zur Verfügung gestellt. Fachanwendung Waldschutzmeldewesen: Mit dieser Offline-Anwen- dung werden bedeutende Schäden in Bayerns Wäldern schnell und mit örtlichem Bezug erfasst. Sie können mit der zentralen Datenhaltung synchronisiert werden und stehen damit den Fachleuten an der LWF di- rekt zur Verfügung. Damit ist es erstmals möglich, kurzfristige und lang- fristige Entwicklungen der unterschiedlichen Schadensarten auch hin- sichtlich ihres räumlichen Aspekts zu beobachten und zeitgerecht und angemessen darauf zu reagieren. Zur Unterstützung weiterer Verwal- tungsaufgaben werden derzeit folgende Fachanwendungen entwickelt: ·· Beratung und Kundenpflege ·· Führung des Schutzwaldverzeichnisses ·· Borkenkäfermonitoring In einem nächsten Schritt werden bestimmte forstliche Fachdaten mit einer Web-GIS-Komponente für die interessierte Öffentlichkeit ange- boten. Erste Tests dazu mit Portal for ArcGIS sind vielversprechend ver- laufen. Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) Christian Simbeck www.lwf.bayern.de ++ Wald und Flur Erholungsraum und Existenzgrundlage s c h w e r p u n k t 29

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