Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

arcAKTUELL 1.2015 - Wald und Flur

sehen, was dort gepflanzt wurde. Sie haben einen konkreten Nutzen vor Ort, und deshalb ist die Akzeptanz hoch. Esri: Sie haben Rationalisierungseffekte angesprochen, mit denen sich Prozesslaufzeiten verkürzen lassen, können Sie hier Zahlen nennen? Neft: Man kann das am besten am Beispiel unserer Frei-Werk-Lieferung sehen. Früher wurde Holz geerntet und dann an der Waldstraße gela- gert. Es wurde anschließend verkauft und irgendwann vom Kunden ab- gefahren. Zwischen Holzeinschlag und Abfuhr lag eine durchschnittliche Laufzeit von sechs Wochen. Mit der jetzigen GIS- und IT-Unterstützung wird das geschlagene Holz sofort verortet und zentral gemeldet. Wir or- ganisieren die gesamte Logistik vom Wald bis hin zum Kunden – zumin- dest für zwei Drittel des Holzes. Damit haben wir die Laufzeiten etwa halbiert. Entsprechend niedriger ist die Holzentwertung – was sich wie- derum positiv auf den Durchschnittspreis auswirkt. Auch die Lagerhal- tung, also das, was draußen insgesamt im Lager gebunden ist, konnten wir etwa halbieren. Hier sparen wir im Jahr mehrere Millionen Euro ein. Esri: Kommen wir zum gesellschaftlichen Nutzen, zum Freizeitwert des Waldes. In Ihrem Webauftritt spielen Karten eine große Rolle, werden sie von den Nutzern angenommen? Neft: Ja. Die heutige Bevölkerung betrachtet die Waldbewirtschaftung durchaus kritisch und fragt nach, ob hier nachhaltig und sorgfältig ge- arbeitet wird. Transparenz ist ein ganz wesentlicher Punkt. Die digitalen Medien geben uns ganz neue Möglichkeiten, um breit zu zeigen und zu erklären, was wir eigentlich machen. Wir präsentieren auf unserer neuen Website verschiedene Karten zu unterschiedlichen Themen. So etwas wird zunehmend nachgefragt, vor allem bei jüngeren Menschen. Esri: Sie verfügen über viele Daten, ist Open Data ein Thema für Sie? Ich denke an die über 9.000 Kilometer Wanderwege. Neft: Hier arbeiten wir mit den regionalen Tourismusverbänden und der Landesvermessung zusammen. Klar, dass wir uns da in einem Da- tenaustausch bewegen. Da passiert schon einiges. Sowohl im Netz als auch vor Ort, bei der Kennzeichnung und Beschreibung der Wege, den Informationstafeln etc. Esri: Welche Schritte sind in Ihrer Digitalisierungsstrategie mit Geo­ informationssystemen für die Zukunft angedacht? Wo wollen Sie in zehn Jahren stehen? Neft: Mit der Netzwerkgesellschaft kommen neue Anforderungen auf uns zu. Der nächste Schritt ist daher die Virtualisierung der Realität. Wir wollen den Wald virtualisieren, um zum Beispiel zukünftige Entwicklun- gen aufzeigen zu können. Der Wald wächst über Hunderte von Jahren, aber wir können uns nur schwer vorstellen, wie er sich in zehn, 20 oder 30 Jahren verändert haben wird. Auch in Bezug auf Lieferanten und Kun- den sehe ich noch Entwicklungspotenzial. Können wir gemeinschaft- lich weitere Geschäftsprozesse entwickeln? Wo können wir betriebs- wirtschaftlich Potenziale optimieren? Ein wichtiges Thema ist auch der sehr hohe Aufwand bei der Erfassung des Waldes, also den laufenden Inventuren. Hier könnten wir Fernerkundung, Laserscanning kombiniert mit terrestrischen Inventuren noch besser verbinden und wertschöp- fend einsetzen. Für das Schadflächen- oder Borkenkäfermonitoring im ­Gebirge können Drohnen zum Einsatz kommen. Die regelmäßige Be- gehung mit vielen Mitarbeitern ist enorm aufwendig. Die Schäden hier mit technischen Mitteln schnell zu erfassen und georeferenziert auch den Förstern zur Verfügung zu stellen, damit sie gezielt Bäume heraus- nehmen können, ist eine unserer Visionen. Esri: Herr Neft, herzlichen Dank für das Interview. Das Interview führte Professor Dr. Gerd Buziek von Esri Deutschland. ++ s c h w e r p u n k t16

Seitenübersicht