diesem Gebiet machen, ist mechanistisch, begrenzt die Entscheidungs- alternativen und damit unsere Freiheit. Wir sollten uns dessen immer wieder bewusst werden und wir sollten mit den Anwendern in Kontakt bleiben, wenn so etwas entwickelt wird. Esri: Sehen Sie denn Tendenzen, dass das Internet der Dinge auf den Kreislauf von Rohstoffwirtschaft und Produktionsprozess bereits ange- wendet wird, oder ist das noch ein theoretisches Modell? Töpfer: Nein, ich glaube, dafür gibt es bereits sehr nachvollziehbare Ansatzpunkte. Wir sehen ja, dass sich unsere Kreislaufwirtschaft, die „Circular Economy“, die wir als Erste weltweit begonnen haben, zwi- schenzeitlich globalisiert hat. Dass man das mehr oder weniger mit den Technologien des vordigitalen Zeitalters entwickelt hat und wir mit dem Anstieg der Knappheit von Rohstoffen dazu kommen werden, sie immer stärker höchst wirtschaftlich zu machen, ist der entscheidende Treiber. Ein Automobilhersteller wird eben daran interessiert sein, dass hinter- her die Ressourcen, die er in das Auto eingebaut hat – die Metalle, die Kunststoffe usw. – wieder bei ihm auf dem Hof landen, weil er die wie- der weiterverwenden muss und kann. Außerdem: Der Autofahrer der Zukunft wird weniger am Besitz des Autos als an dessen Nutzung inte- ressiert sein. Da gibt es bereits – auch in Deutschland – Unternehmen, die so etwas als Dienstleister für große Firmen weltweit anbieten. Die „Shared Economy“ ist keine Utopie mehr. Esri: Sind für den Prozess der Kreislaufwirtschaft digitale Landkarten beziehungsweise Rauminformationen hilfreich? Gibt es Überlegungen, raumbezogene Informationen einzubinden? Töpfer: Ich glaube, das ist eine Komponente, die auf jeden Fall beachtet werden muss. Ich halte dies auch bereits für einen laufenden Prozess. Es wird schon heute sehr intensiv darüber nachgedacht, wie man etwa unter Betrachtung der räumlichen Komponenten Verkehrsströme verändern kann. Das geht bis hin zu selbstfahrenden Autos. Oder wie man Trans- portströme verändern kann, wie man sie optimieren kann. Es ist für meine Begriffe überhaupt keine Frage, dass diese räumlichen Veranke- rungen von Informationen genauso bedeutsam sind wie die zeitlichen Verankerungen der Informationen. Ich glaube, diese beiden Dimen- sionen sind nie zu trennen und sie werden sich immer wieder ergänzen. Esri: Wie wollen Sie künftig Informationen nutzen? Helfen ein einfacher Zugang und transparente Informationen oder Apps, die permanent vor Ort darüber informieren, wie der Zustand der Umwelt ist? Töpfer: Ich muss Ihnen sagen, in einer wirklich gläsernen Welt zu leben, in der alles zu jeder Zeit über eine App abrufbar ist, stelle ich mir eher als eine nicht unerhebliche zusätzliche Belastung vor. Zumal sie dann an vielen Stellen zu Informationen kommen, die Ihrer Beeinflussung völlig entzogen sind. Sie werden ganz sicher damit nicht nur befriedigende Prozesse in Gesellschaften einleiten, sondern Sie werden damit eher das Gegenteil erreichen. Ich will nicht darüber spekulieren, ob und wenn ja wann es dazu kommen wird. Nach dem Erfahrungsschatz, den man hat, wird alles, was technisch möglich ist, hinterher auch irgendwie gemacht. Aber Sie fragen mich ja, ob ich das für eine besonders erstrebenswerte Situation ansehe? Da sage ich Ihnen: Ich bin froh, dass ich hinreichend alt bin, um in so einer Zeit nicht mehr zu leben. Esri: Vielen Dank, Herr Professor Töpfer, für dieses Gespräch! Das Interview führte Prof. Dr. Gerd Buziek von Esri Deutschland. ++ S C H W E R P U N K T 17