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arcAKTUELL 3.2015 - Über und unter der Erde - Umgang mit Ressourcen

Ein GIS-basierter Beitrag zur Kulturlandschaftsrekonstruktion In Brandenburg wurde bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Holz in stehen- den Meilern unter Luftabschluss zu Kohle verglüht. In den Wäldern sind die ehemaligen Meilerplätze heute als kreisrunde, flache Erhebungen mit Durchmessern zwischen sechs und 28 Metern erkennbar. Aufgrund ihrer charakteristischen Geometrie sind die Mikroreliefformen auf schatten- plastischen Reliefkarten, die aus digitalen Geländemodellen abgeleitet werden können, als knopfartige Erhebungen sichtbar. Die flächenhafte Erfassung dieser Meilerrelikte wurde möglich, da solche Geländemo- delle aus flugzeuggestütztem Laserscanning seit einigen Jahren für viele Gebiete in hoher Auflösung verfügbar sind. Die Meilerstandorte liefern durch ihre Verteilung, Größe und die im Bo- den überdauernde Holzkohle wertvolle Daten für die Forschung. Der berechnete Holzverbrauch macht zum Beispiel Rückschlüsse auf den früheren Forstbestand einer Region möglich. Holzkohlereste geben un- ter anderem Aufschluss über frühere Baumartenzusammensetzungen. Die Untersuchung des Umfangs und der Umweltauswirkungen der his- torischen Köhlerei ist ein junges Forschungsthema, dem sich Wissen- schaftler und Wissenschaftlerinnen der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus Senftenberg (BTU) in Kooperation mit dem Branden- burgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Lan- desmuseum (BLDAM) widmen. Bisher lagen aus der Region nur Ergeb- nisse für ein sehr begrenztes Gebiet in einem Tagebau des Lausitzer Braunkohlereviers vor. Um die Untersuchungen auf das gesamte Land Brandenburg zu erwei- tern, sollten Flächen ausgewiesen werden, in denen Holzkohlemeiler- relikte aus frühindustrieller Zeit zu erwarten sind. Umgesetzt wurde dies durch ein Verdachtsflächenmodell. Die Herausforderung war es, physi- sche und ökonomische Parameter zu ermitteln, die eine Fläche vorteil- haft für die Köhlerei machen konnten, sie zu visualisieren und in einem Modell zu integrieren. Drei Parameter wurden ermittelt: 1. historische Waldflächen, 2. Nähe zu historischen Eisen verarbeitenden Industrie­ standorten und 3. Nähe zu Vorkommen von Raseneisenerz. Holzkohle- meiler wurden in Wäldern errichtet, da der Transport von Kohle ökono- mischer war als der von Holz. Die größten Abnehmer dieser Kohle waren Eisen verarbeitende Betriebe. Der Transportweg musste aber aufgrund von Steuern und zerbrechlichen Kohlestücken kurz gehalten werden. Die Betriebe verwendeten das in Brandenburg häufig vorkommende Rasen- eisenerz zur Eisenherstellung. Wo Industrie und Erz vorkamen, gab es so- mit wahrscheinlich auch Holzkohlemeiler in der Nähe. Mithilfe von historischen Kartenwerken wurden Flächen ermittelt, die in den letzten 250 Jahren durchgehend bewaldet waren. Eine Literatur- und Archivrecherche ergab Standorte historischer Industrie und Raseneisen- erzvorkommen, von denen ausgehend Verdachtsflächen ausgewiesen wurden. Die drei Parameter wurden als Rasterdatensätze mit den Zell- werten 1 (Verdachtsflächen) und 0 (neutrale Flächen) visualisiert (» Abbil- dung 1). Durch Addition der Rasterdatensätze wurden Flächen ermittelt, auf die mehrere Verdachtsparameter zutreffen. Für sie wurden anschlie- ßend schattenplastische Reliefkarten analysiert, um festzustellen, ob tatsächlich Meilerstandorte vorhanden waren. Mit dem Verdachtsflächenmodell konnten erfolgreich weitere poten- zielle Gebiete in Brandenburg mit historischen Meilerstandorten aus- gewiesen werden (» Abbildung 2). Das Projekt konnte komplett mit den für ArcMap 10.1 eigenen Werkzeugen realisiert werden und ist leicht um weitere Verdachtsparameter erweiterbar. BTU Cottbus-Senftenberg Lehrstuhl Geopedologie und Landschaftsentwicklung Alexander Bonhage, Dr. Anna Schneider Dr. Alexandra Raab www.tu-cottbus.de/fakultaet4/de/geopedologie-landschaftsentwicklung/ ++ Auf den Spuren der Köhlermeister Brandenburgs 45bi l d u ng u nd forsch u ng Abbildung 1: Addition der Verdachtsparameter zum Verdachtsflächenmodell Abbildung 2: Verdachtsflächenmodell mit Untersuchungsgebieten und digitalisierten Holzkohlemeilerstandorten

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