Zehn Jahre FIT an der HNEE und der WULS Wer Wald optimal bewirtschaften will, kommt an geografischen Informationssystemen, Satel- litenbildern und Umweltinformationstechnolo- gien heute nicht mehr vorbei. Diese Erkennt- nis liegt dem Studiengang Forest Information Technology (FIT) an der Hochschule für Nach- haltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE) be- reits seit zehn Jahren zugrunde. Denn moderne und nachhaltige Waldwirtschaft auf wissen- schaftlicher Grundlage benötigt kontinuier liches Monitoring des Ökosystems Wald und zunehmend intelligente GEO-IT-Lösungen zur Vermessung, Analyse und Nutzung der Eco-System Services der Wälder und forst- lich genutzter Bestände. Der binationale Stu- diengang, der gemeinsam mit der Warsaw University of Life Science (WULS) in Warschau angeboten wird, verknüpft Kernkompeten- zen über Umweltinformationstechnologien mit den Methoden der angewandten Informa- tik und Geoinformatik. Friederike Borges, FIT- Absolventin aus dem Jahr 2014, bringt es auf den Punkt: „Die Kombination von Naturwissen- schaften wie Forstwirtschaft und Ökologie mit moderner Informationstechnologie hat heu- te auf dem Arbeitsmarkt enormes Potenzial.“ Das viersemestrige Masterstudium wird zu un- gefähr gleichen Teilen in Deutschland und Po- len absolviert. Mit Geoinformatik, GIS, Fern erkundung, Datenbanken und Datenanalyse sowie Programmierung stehen die wesent lichen angewandten IT-Grundlagen auf dem englischsprachigen Semesterplan der ersten zwei Semester, erklärt der Studiengangsleiter Prof. Dr. Alfred Schultz (HNEE). Etwa 70 Prozent des curricularen Pflichtangebots sind IT-Grund- lagen und fachspezifische Anwendungen. Das weitere Lehrprogramm verbreitert und vertieft das Wissen um forstliche Ökosysteme, Forst- nutzungskonzepte und Decision Support Sys- tems in der Waldwirtschaft. Durch die gezielte Auswahl von Wahlpflicht- modulen und eines Forschungsprojekts kön- nen die Studierenden individuelle Qualifizie- rungsschwerpunkte setzen: zum Beispiel in Richtung GIS-Anwendungen, Programmie- rung, aber auch Ökosystemanalyse und -mo- dellierung oder forstliches Prozessmanage- ment. Beide Hochschulpartner ergänzen sich dabei in idealer Weise, bestätigt Prof. Dr. Michal Zasada, Studiengangsleiter FIT an der WULS. Während die HNE Eberswalde IT-Grundlagen, unter anderem Geostatistik, Fernerkundung, Internetdatenbanken, Umweltsystemanalyse und GIS, anbietet, können die Studierenden an der WULS die eher spezifischen forstlichen und statistischen Grundlagen und ihre Anwen- dungen, unter anderem R, 3D-Laseranalytik, Bestandsmonitoring und Waldinventur oder Waldökosystemmodellierung studieren. Der Studiengang bietet ein hohes sektorales, technisch-methodisches Innovationspotenzial für die europäische Forstwirtschaft und eben- so für naturschutzfachliche und wissenschaft liche Fragestellungen. Das zeigen auch immer wieder die angewandten Forschungsprojekte der Studierenden im dritten Semester. Die The- menpalette ist weit gefächert: von der Auto matisierung terrestrischer Stereonavigation im Wald über die Veränderungsanalyse der Waldoberfläche mittels höchstauflösender, multispektraler und Infrarot-Sensorik bis zu 4D-Lasermodellen von Wäldern und der Mo- dellierung von regionalen Waldwachstumssze- narien unter den Bedingungen des Klimawan- dels (» Abbildung). Die FIT-Studierenden arbeiten dabei sowohl mit Open-Source-GIS-Technologien als auch mit proprietären Produkten. Unterstützt durch die Esri Campuslizenz an der HNEE und der WULS, erlernen die Studierenden den Umgang mit GIS (ArcGIS for Desktop), die Anwendungs- gebiete der Geostatistik (ArcGIS Geostatistical Analyst), aber auch die Programmierung mit Python, R oder dem Geospatial Modelling En- vironment (GME). Auch ArcGIS Online kommt zum Einsatz. So haben die FIT-Studierenden im Rahmen eines Semesterprojekts eine Über- sichtskarte von Eberswalde erarbeitet (Ebers- walde for beginners), die internationalen Gäs- ten und neuen FIT-Studierenden die Ankunft und das Leben in Eberswalde erleichtern soll. 2015 feiert der Studiengang Forest Information Technology sein zehnähriges Bestehen. Mit seiner technisch-ökologischen Ausrichtung hat er innerhalb der Master- und Diplomstudien gänge deutscher Hochschulen ein Alleinstel- lungsmerkmal – zum Vorteil der Studierenden. Denn der Arbeitsmarkt hat längst erkannt, dass sich die technische Forstpraxis und Waldökolo gie besonders dann weiterentwickeln, wenn sie neue Impulse aus der Wissenschaft bekommen. Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde Dr. Jan-Peter Mund http://tinyurl.com/fitanhnee Susanne Müller, freie Journalistin ++ „Forest Information Technology (FIT)“ – ein Zukunftsstudium Forest Gap Analysis auf Basis einer klassifizierten High-density Laser Point Cloud 42 bi l d u ng u nd forsch u ng