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arcAKTUELL 1.2014 - Wertvoll und begehrt

s c h w e r p u n k t16 Esri: Die im Frühjahr 2013 ver­ öffentlichte Studie „Geoinfor- mationen in Kommunen“ hat gezeigt, dass die Kommunen in Deutschland GIS-Koordina- toren noch keineswegs flächen- deckend einsetzen, obwohl er- heblicher Handlungsbedarf besteht. Was hat Ihren Land- kreis dazu bewogen, ein kom- munales Geoinformationssys- tem aufzubauen? Huber: Wie meist in der Verwaltung: der Leidensdruck! Es gibt in Bayern kein Gesetz, das Kommunen, Landkreise und Städte verpflichtet, geo- grafische Daten in digitaler Form zu führen. In Bayern wurden Ämter im Veterinärwesen oder das Gesundheitsamt kommunalisiert, aber eben nicht wie zum Teil in anderen Bundesländern die Vermessungsämter. Die Katastervermessung ist völlig losgelöst von Wirtschaft und Kommunal- verwaltung, was im Grunde genommen auch gut ist. Außer in einigen Stadtvermessungsämtern, die mehr oder weniger Zwitterbetriebe sind. Esri: Wenn es also eine freiwillige Entscheidung war, wie kam der Land- kreis zu der Überzeugung, dass ein GIS oder eine GDI durchaus nütz- lich sein könnte? Huber: Auf der einen Seite muss das Landratsamt selbst viel mit Geo- daten arbeiten. Die Klassiker sind natürlich Bauwesen, Naturschutz, Um- weltschutz, Denkmalpflege und Tourismus. Auf der anderen Seite sind da die 39 Gemeinden des Kreises, hier war der Leidensdruck am größten. Wir sind ein Flächenlandkreis ohne ausgesprochen leistungsstarke, große Gemeinden. Die kleinen Gemeinden unseres Kreises sahen sich außer­stande, sich ein eigenes komplettes System inklusive Personal ins Haus zu holen. Außerdem hatten wir davor schon als erster Landkreis in Bayern ein kommunales Behördennetz. Das lief schon seit Jahren gut. So hat sich der Landrat schließlich für ein landkreisweites – ein interkommu- nales System – entschieden. Für den Mittelbau ist eine solche Koope- ration eindeutig der Weg, der den besten Erfolg verspricht. Doch gibt es leider keinen Konsens zwischen Landkreistag, Städte­tag und Ge- meindetag, hier verpflichtende Vor­gaben einzuführen. Esri: Wie sind Sie vorgegangen, welche Geoinformationen wurden zuerst eingespielt? Huber: Natürlich muss man zunächst verschiedene Grunddaten in das System einbringen. Bei uns standen damals an erster Stelle die klassi- schen topografischen Karten, Luftbilder natürlich und selbstverständlich die digitale Flurkarte. Die Content-Entwicklung hat sich seither massiv weiterbewegt. Vor allem vonseiten verschiedener Behörden kamen sehr viele Daten, beispielsweise das Biotop-Kataster, dazu. Aber viel wichti- ger sind die eigenen Daten. Gerade im Bereich Bauleitplanung, Boden- richtwerte ist hier viel passiert. Aber auch politisch schwierige Themen wie Altlastenverdachtsflächen, Breitbandinfrastruktur, Windkraftplanung sind dazugekommen. Und natürlich die gesamte Erfassung von kommu- nalen Ver- und Entsorgungsdaten. Wir haben große Wasserversorger, die Kreiswerke Cham und Zweckverbände, die eben große Wasserka- taster haben und sehr viele Kanaldaten. Esri: Bei der Bandbreite der Daten und Anwendungen könnte man mei- nen, Sie hätten ein Team von fünf Mitarbeitern, um Datenübernahme, Digitalisierung, Transformation und alles, was dazu gehört, zu bewältigen! Huber: Schön wär’s. In der Regel läuft das alles, salopp gesagt, als „One-Man-Show“ ab. Die meisten haben inzwischen verstanden, dass sie mindestens eine weitere Person für die Datenerfassung brauchen. Ich besetze die Vollzeitstelle, manage die Sache technisch, fachlich und organisatorisch, von der IT bis hin zu den Geodatenthemen. In der In- dustrie würde man dafür ein ganzes Team beschäftigen. Weil es ja wirk- lich von der Datenbank bis zur Fachanwendung geht. Dann hat man noch jemanden aus der Technik, der die Daten mit pflegt, sich um Datenexporte und die Aufgaben des klassischen Tagesgeschäfts küm- mert. Das sind dann in der Regel 1,5 Stellen. Wir holen uns Verstärkung bei der IT. Das hat bei uns dazu geführt, dass die Sachgebiete EDV und GIS zusammengelegt wurden, auch führungstechnisch. Wir haben ein Team gebildet. Wir kommunizieren auf Augenhöhe und auf dem kurzen Dienstweg. Hinzu kommt, dass zum Beispiel die Kreiswerke Cham, die Das Prinzip des Schweizer Taschenmessers Gespräch mit Dr.-Ing. Ulrich Huber, Sachgebietsleiter am Landratsamt Cham, zum Thema „GIS und GDI in Kommunen“

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