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arcAKTUELL 2.2014 - Auf Schritt und Tritt

Seminar auswählen, regelmäßig mitarbeiten, Klausur bestehen, Schein abholen – das ge- hört für alle Studierenden zum ganz normalen Unialltag. Für einige von ihnen ist dies jedoch mit besonderen Hindernissen verbunden. Ge- rade Studierende mit gesundheitlichen Beein- trächtigungen werden in ihrem Studienalltag insbesondere auch durch räumliche Barrieren behindert: Ein Seminarraum ist zum Beispiel nicht mit einem Fahrstuhl zu erreichen – wer im Rollstuhl sitzt oder anderweitig in der Mo- bilität eingeschränkt ist, hat da ein Problem. Hörbeeinträchtigte Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer müssen mit der Raumakustik zurechtkommen. Studierende mit chronischen Erkrankungen sind auf Ruheräume angewie- sen, blinde Studentinnen und Studenten da- rauf, dass die Seminarliteratur entsprechend aufbereitet wird. Wenn Studierende nicht pro- blemlos mit den örtlichen Gegebenheiten zu- rechtkommen, müssen sie – zusätzlich zu den regulären Leistungen, die sie erbringen müs- sen – in der Regel einen enormen organisa- torischen Aufwand betreiben, um ihr Studium zu absolvieren. An der Georg-August-Universität Göttingen wird derzeit eine webbasierte Karte erarbeitet, die die Barriere(un)freiheit von Räumen, Trep- pen, Fluren, WCs, Eingängen und der Weg- strecken zwischen den Gebäuden erfasst. Eine Liste von für die Barrierefreiheit wichtigen Attri­ buten (zum Beispiel automatische Türöffner) wird für viele Objekte direkt in der Karte ange- zeigt. Geplant ist zudem, dass die Informatio- nen zur Raumausstattung in das Vorlesungsver- zeichnis und in das Lernmanagementsystem der Universität eingepflegt werden, in dem Studie- rende mit Beeinträchtigungen ihre Bedarfspro- file hinterlegen können. Sie könnten künftig bei der Raumvergabe direkt berücksichtigt wer- den. Vorlesungsverzeichnis und Lageplan sind dann über die Raumnummer direkt miteinander verknüpft. Die Webanwendung wurde auf Grundlage der ArcGIS API for JavaScript erstellt und verwen- det ArcGIS for Server 10.1 Webdienste. Die Basemap des Lageplans liegt als Tiled Map Service vor, der detaillierte Oberflächeninfor- mationen bis zu einem Maßstab von 1: 280 dar- stellt. Objektbezogene Abfragen (zum Beispiel Raumauswahl) werden über einen Feature-Ser- vice, der über ArcSDE auf eine PostgrSQL- Datenbank zugreift, verarbeitet. Das Abfrage- ergebnis wird in der Applikation in Abhängig- keit von der ausgewählten Etage visualisiert. Eine Herausforderung an das Projekt stellte die Heterogenität der Basisdaten dar. Die Karten- grundlage für den Lageplan bildet eine eige- ne Basemap, die für den gesamten Campus der Universität im Rahmen eines Studien- projekts auf Basis des ArcGIS Smart Campus Templates erstellt wurde. Sämtliche Raum- geometrien werden beim Gebäudemanage- ment der Universität zentral in einem Com- puter-Aided-Facility-Management-System (CAFM) verwaltet und aktualisiert. Für die Ver- wendung im Lageplan wurde eine Importrou- tine geschaffen, über die alle Geometrien, die lediglich in einem nichträumlichen, planaren Koordinatengitter vorliegen, in das kartogra- fische Bezugssystem (WGS 1984 Web Merca- tor, EPSG: 3785) verschoben und gedreht sowie skaliert werden. Alle zusätzlichen ortsbezoge- nen Informationen zur Barrierefreiheit auf dem Campus wurden als „points of interest“ inner- halb der Gebäude oder auf dem Campus kar- tiert. Hierbei vermaßen studentische Hilfskräfte unter anderem Türbreiten, Treppenstufen, Auf- zugkabinen, Schwellen und Abstreifgitter mit „Barri-Mess“, einer Art Zollstock mit eingravier- ten Maßen gemäß den Empfehlungen für bar- rierefreies Bauen. Das Wegenetz (outdoor und indoor) wurde ebenfalls komplett kartiert und gemäß einem Kriterienkatalog für die Barriere- freiheit kategorisiert. Der Prototyp für den Lageplan zur Barriere- freiheit ist als webbasierte Campuskarte für einen Teil des Zentralcampus der Universität Göttingen verfügbar.1 Benutzer können hier für jeden Raum die Erreichbarkeit überprüfen, indem sie sich die Wege und gegebenenfalls Hindernisse auf dem Weg vom Parkplatz oder der Bushaltestelle bis zum Seminarraum an- zeigen lassen. Informationen zur Raumaus- stattung und -belegung sind über einen Link zum Vorlesungsverzeichnis abrufbar. Der Lage­ plan liefert damit einen Beitrag zur besseren Orientierung auf dem Universitätscampus – vor allem, aber nicht ausschließlich, für Studie- rende mit körperlichen Beeinträchtigungen. Außerdem bieten die Datenerhebung und die damit verbundene Darstellung von Barrieren schon jetzt eine Basis für die langfristige Pla- nung von internen Prozessen an der Universi- tät Göttingen. Georg-August-Universität Göttingen Dr. Stefan Erasmi Katrin Lux Alexander Winz www.uni-goettingen.de 1 www.geodata.uni-goettingen.de/lageplan ++ Barrierefreiheit auf dem Campus Ansicht des Lageplans zur Barrierefreiheit am Beispiel eines Hörsaals Kriterienanzeige für Türen 41bi l d u ng u nd forsch u ng

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