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arcAKTUELL 1.2012 - Teilen und mitteilen - Karten in der Kommunikation

1/2012 arcAKTUELL 19 S C H W E R P U N K T K A R T E N I N D E R K O M M U N I K AT I O N sam, es besteht auch das Potenzial, technologische und inhaltliche Synergien zu nutzen. Immer mehr Disziplinen beschäftigen sich mit Kartografie; deren Regeln werden vermehrt in GIS, Architektur- und Planungssoftware in- tegriert. Die grosse Herausforderung für die Kartografie und das Ziel für die Zukunft ist es, nicht mehr bloss Kar- ten zu erzeugen, sondern Tools zu entwickeln, welche interessante Darstellungen nach kartografischen Regeln ermöglichen. Die Karteninformation soll den Nutzer di- rekt ansprechen und situationsgerecht aufbereitet ange- boten werden – kurz: effektiv und affektiv! Die Kartografie der Zukunft Um die Kartografie der nächsten Jahre, evtl. Jahrzehn- te zu skizzieren, bieten sich drei Fragestellungen an: Wie werden zukünftig Karten erstellt? Welche Mittel gibt es, um Karteninhalte zu visualisieren? Und wie werden die Karten nutzbar sein? Insgesamt wird der Prozess der Kartenerstellung we- niger vorbestimmt sein. Die Anwendung der Grundla- gendaten und die Generierung der Darstellungen er- folgen nicht mehr ausschliesslich grafikorientiert, also auf statische Ergebniskarten ausgerichtet; vielmehr wer- den thematische, georeferenzierte Daten in standardi- sierten Datenstrukturen abgelegt. In einem generischen Prozessfluss werden diese Daten mittels Grafikregeln, Analysetools und definierten Symbolbibliotheken auto- matisch – resp. von Karto-Wizards angeleitet – und on- the-fly in interaktive Karten überführt. Zudem wird die Einbindung von weiteren, direkt durch die Dateneig- ner und -benutzer generierten Geodaten ermöglicht. So werden Karten und Informationssysteme kollabora- tiv durch einen breiten Benutzerkreis ständig erweitert und aktualisiert. Auf technischer Ebene wird die Konvergenz von GIS und Kartografie fortschreiten: 2-D-Karten und 3-D-Visualisie- rungen werden zum Mapping Frontend von GIS, wäh- rend GIS-Techniken Eingang in die Aufbereitung von Karten finden. Die Kartendarstellung wird künftig vermehrt auf das Konzept einer multidimensionalen Kartografie setzen. Dreidimensionale Karten und virtuelle Globen bilden da- bei die Basis; 2-D-Karten werden als Spezialfall des 3-D- Modells behandelt (Abbildung 1). Als weitere Dimensi- on kommt die Zeitkomponente hinzu. Sie befasst sich mit der Visualisierung und Interaktion bezüglich der Se- lektion von Zeitpunkten, Perioden und Animationen so- wie der temporalen Navigation und Analyse. Auch Multirepräsentationen besitzen ein grosses Poten- zial. Dabei werden 2-D- und 3-D-Kartenelemente aus einer einzigen Mastergeometrie aufgebaut, die Sym- bolisierung wird mit dem Generalisierungsgrad gekop- pelt und adaptiv geregelt (Abbildung 2). Einen weiteren Trend stellen massgeschneiderte, individuelle Kartenan- sichten dar: Aus frei und sinnvoll kombinierbaren Daten- ebenen werden Karten generiert und benutzerfreund- lich präsentiert. Der Kartenzugang wird sich fast gänzlich auf webbasier- te und mobile Applikationen verlagern, die Kartogra- fie wird somit zur „Internetkartografie“. Sie wird ubiqui- tär verfügbar, ist auf mobilen Geräten und öffentlichen Displays einsetzbar und kann online oder offline be- trieben werden (Abbildung 3). Durch die Verknüpfung mit situativ interessanten Zusatzinformationen (LBS und Augmented Reality) entsteht eine personalisierte Karto- grafie. Geodaten, Karten und Tools werden grösstenteils für alle zugänglich (Open Source) und zu geringen Kos- ten oder kostenlos verfügbar sein. Fazit Die Kartografie der Zukunft wird in allen Medien prä- sent sein. Die Popularisierung bringt es mit sich, dass sich die Experten auf die Erstellung von smarten Visu- alisierungstools und Plattformen spezialisieren, mit de- nen die Nutzer selbst Karten beziehen und auch gene- rieren können. ++ Institut für Kartografie und Geoinformation Atlas der Schweiz ETH Zürich Dr. René Sieber www.karto.ethz.ch Literatur Asche, H. (2009): Der Atlasbaukasten: Nachhaltiges Produktionskonzept im Geoinformationszeitalter? Kartographische Nachrichten, 1/09, S. 3–12. Bleisch, S. und Nebiker, S. (2008): Connected 2D and 3D Visualizations for the Interactive Exploration of Spatial Information. XXI ISPRS Congress. Beijing, China. Meng, L. (2008): Kartographie im Umfeld moderner Informations- und Medientechnologien. Kartographische Nachrichten, 1/08, S. 3–10. Abbildung 1: Virtueller Globus als 3-D-Viewer-Applikation; am Beispiel des i3d-OpenWebGlobe-Projekts (Bleisch und Nebiker, 2008) Abbildung 2: Konzeptidee einer einzigen Mastergeometrie für alle Repräsentationen (Asche, 2009) Abbildung 3: Kartografie auf mobilen Geräten; Projekt Atlas der Schweiz 4

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