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arcAKTUELL 4.2013 - Zukunft gestalten

s c h w e r p u n k t14 Auf welcher Erde wollen wir morgen leben? Wie kann uns eine zukunfts- fähige nachhaltige Gesellschaftsordnung gelingen? Professor Dr. Dr. Franz Josef Radermacher beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den Fol- gen und Gestaltungsfragen der Globalisierung. Unter dem Titel „Glo- balization, Sustainability, Future – Balance or Destruction?“ hielt er auf der Eröffnungsveranstaltung der diesjährigen Esri Europe, Middle East, and Africa User Conference in München eine viel beachtete Keynote. Der Informatiker hat an der Universität Ulm den Lehrstuhl am Institut für Datenbanken und Künstliche Intelligenz inne und ist zudem Direktor des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung. Er ist unter anderem Mitglied des Club of Rome und Mitgestalter der Glo- bal Marshall Plan Initiative. Im Groben wissen wir um die Probleme der Umverteilung, um die öko- logische Ausbeutung der Erde und um unseren wenig nachhaltigen Le- bensstil, der in vielerlei Hinsicht auf Kosten der Ärmsten der Armen geht. Doch wie hängen unsere komplexen Wirtschafts- und Finanzsys- teme, das rapide Bevölkerungswachstum, Armut und Umweltschutz mit- einander zusammen und wie bedingen sie sich wechselseitig? Was kön- nen wir einer entfesselten globalisierten Ökonomie entgegensetzen, um eine Welt in Balance anzustreben? Die Global Marshall Plan Initiative for- dert eine Umwandlung der weltweiten Ordnungssysteme hin zu einer globalen ökosozialen Marktwirtschaft. Dieses Konzept soll allen Men- schen die Chance auf ein sinnstiftendes Leben in Würde eröffnen; frei von Not und Armut und unter Beachtung vielfältiger sozialer, kultureller und ökologischer Anliegen. So die Vision. Eine gigantische Herausfor- derung. Radermacher baut auf zwei große Potenziale, um der Vision der Global Marshall Plan Initiative näherzukommen: die zunehmende Zahl aufge- klärter, gut ausgebildeter Menschen und den richtigen Einsatz des tech- nologischen Fortschritts. Dabei ist er ganz auf einer Linie mit Esri Präsi- dent Jack Dangermond, der sich in seiner Eröffnungsrede „GIS Trans- forming our World“ ebenfalls mit der Rolle des Individuums befasste – und mit dem durchdachten Einsatz von Schlüsseltechnologien wie GIS. Radermacher begann seinen Vortrag mit einem historischen Abriss über die ersten Gesprächsrunden und Initiativen zu Global Governance und nachhaltiger Entwicklung und erläuterte dann die drei größten globalen Probleme: das rapide Bevölkerungswachstum, das Wohlstandsgefälle beziehungsweise die Ausmaße von extremer Armut und der ökologi- sche Raubbau an der Erde, prägnant zusammengefasst im Begriff des ökologischen Fußabdrucks. Die begleitenden ArcGIS Online Karten ver- deutlichten die globalen Zusammenhänge. Ausgerechnet Hot Spots wie Afrika und Indien, das heißt die Regionen, wo die Bevölkerung am stärksten zunimmt und die Armut am größten ist, sind von den Folgen des Klimawandels am stärksten betroffen. Die Menschheit steht vor gigantischen Herausforderungen. Gibt es überhaupt realistische Lösungsansätze? Radermachers These, dass wir meistens sehr gut darin seien, unsere eigenen Probleme zu lösen, aber überhaupt nicht gut darin, die Probleme der Welt zu bewältigen, kann man schwer widersprechen. Die zähe Umsetzung des Kioto-Protokolls ist nur ein Beispiel unter vielen. Können die bald zehn Milliarden Menschen auf dem Globus in Würde und in Einverständnis mit der Umwelt leben? Betrachtet man die Geschichte der Menschheit, so wird laut Raderma- cher deutlich, dass Innovation der Schlüssel zur Verbesserung einer Si- tuation ist. Wir haben ein außergewöhnlich großes Gehirn, besitzen die Fähigkeit, miteinander zu kooperieren, und können Dinge selbst in die Hand nehmen und verändern. Das heißt, dass wir den Kuchen erweitern Globale Balance oder Zerstörung

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